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Steve Vai

"Wenn ich spiele und mich völlig diesem Moment hingebe, fühle ich in meinem Kopf eine Menge Freiheit und Melodien. Ich liebe es, wenn ich einfach das Erste spiele, das mir in den Sinn kommt. Das ist sehr befreiend." In dieser Folge erzählt Ernie Ball-Künstler Steve Vai von seinen Einflüssen, der Entwicklung seines Spiels und seinen Ernie Ball-Saiten.

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Transcript

Steve Vai:
Wenn ich spiele und mich völlig diesem Moment hingebe, fühle ich in meinem Kopf eine Menge Freiheit und Melodien. Ich liebe es, wenn ich einfach das Erste spiele, das mir in den Sinn kommt. Das ist sehr befreiend.

Steve Vai:
Ich wurde schon früh auf die Musik aufmerksam. Ich glaube, da war ich vielleicht vier oder fünf Jahre alt. Damals ging ich zu einem Klavier rüber, drückte eine Taste und plötzlich erschloss sich mir die Musik, also der Prozess des Musikmachens. Mit sieben oder acht sah ich dann einen Jungen von meiner Schule Gitarre spielen. Ich ging in die Aula, er war vielleicht neun oder zehn, was auf mich mit meinen sieben Jahren wie ein Gott wirkte, vor allem dank der Gitarre. Der Moment haute mich um. Es war ein Augenblick der Klarheit, weil alles andere plötzlich in den Hintergrund trat. Die Gitarre hing an diesem Kind herunter und ich verliebte mich Hals über Kopf in sie. Ich verstand genau, worum es sich handelte, nämlich etwas, was es immer schon gab, für mich aber nicht greifbar war. Sobald ich das Instrument gesehen hatte, spürte ich eine Verbindung dazu.

Steve Vai:
Als ich 12 war, kam meine Schwester mit Led Zeppelin II nach Hause. In dem Moment, in dem ich Heartbreaker hörte, entwickelte sich der Wunsch, eine Gitarre zu haben und zu spielen, zu dem Wissen: „Ich werde Gitarre spielen.“ Einem Freund von mir gehörte eine Gitarre, aber er spielte nie. Es war eine dieser Tesco Del Reys und sie hing in seinem Zimmer einfach an der Wand, also gab ich ihm fünf Mäuse dafür und stellte mit diesem Sechssaiter dann alles Mögliche an. Die Leute, die sagen, sie schlafen mit ihrer Gitarre im Bett? Sie lag wirklich jede Nacht neben mir. Tatsächlich fiel es mir aber nicht in den Schoß, das Instrument zu spielen; ich musste wirklich hart an der Gitarre arbeiten.

Steve Vai:
In Roosevelt Field, dem großen Einkaufszentrum in meiner Nähe, gab es einen Musikladen namens Matthews Music. Ich ging ständig rein und sabberte alles an, von den Gitarren bis zum Zubehör. Mit 12 kaufte ich dann meine ersten Saiten, und die waren von Ernie Ball. Manche Dinge stehen im Musikgeschäft einfach für Qualität: Da gibt es Les Paul, die Strat, DiMarzio-Pickups… Als Kind übten diese Dinge auf mich eine mystische Anziehungskraft aus, und Ernie Ball stand ganz oben auf dieser Liste, weil sie einfach als cool galten. Also kaufte ich diese Saiten. Für mich waren sie damals teuer, definitiv keine günstigen Saiten, aber ich sparte darauf und kaufte sie mir. Beim ersten Paket wusste ich nicht einmal, wie ich sie aufziehe. Ich nahm sie mit zu Joe Satriani und der zeigte mir, wie es geht.

Steve Vai:
An der Stärke hat sich nicht viel verändert, ich bin einfach ein 9-42-Typ. Im unteren Register kommen manchmal dickere Stärken zum Einsatz, das kommt darauf an, wie lange ich schon auf Tour bin. Man kann in seinem Zimmer so viel spielen, wie man möchte, aber auf Tour verändert sich die Art, wie du spielst, vollkommen. Meine Finger werden nach einer Weile richtig kräftig, viel stärker. Dann brauche ich etwas mehr Widerstand und wähle dickere Saiten für die tiefen Töne. In den Höhen bleibe ich aber meist bei einer Neun.

Steve Vai:
Als Profi-Musiker, egal welcher Gattung, gibt es zwei Ebenen deines Handwerks. Einerseits gibt es die Technik, und in jedem Bereich gibt es eine Zeit, wo du dich damit auseinandersetzen musst. Jemand wie Allan Holdsworth braucht eine völlig andere Technik, um sich auszudrücken, als zum Beispiel Kurt Cobain. Beide haben gleich viel Wert, weil es sich um zwei Individuen mit unterschiedlichen Botschaften handelt. Diese technische Ebene gehört also dazu, und als Musiker oder Gitarrist braucht man womöglich Jahre, um diese Seite zu meistern. Irgendwann muss man aber über die Technik hinausschauen und sich mit seinen musikalischen Instinkten auseinandersetzen.

Steve Vai:
Manche Leute sagen, jemand wie Kurt Cobain sei kein großartiger Gitarrist gewesen. War er ein Virtuose? Darüber kann man streiten. Aber spielte er effizient? Du kannst ja versuchen, wie Kurt zu spielen, einfach ist das nicht. Oder Billy Joe Armstrong, hast du den mal beobachtet? Das ist animalisch. Jeder Ton in jedem Akkord sticht heraus, weißt du, was ich meine? Das klingt wie ein riesiges Orchester, und das stellt eine Herausforderung dar, aber in seinem Kopf klang es eben so und er konnte es nur mit einer bestimmten Technik umsetzen. Ich persönlich wollte einfach alles. Ich wollte eine mühelose, beinahe unendlich wirkende Methode. Daran arbeite ich noch jeden Tag daran und wollte Tiefe, Melodie. Dazu brauchte ich eine Menge Fingerfertigkeit.

Steve Vai:
Es gab keine bewusste Entscheidung für das Dasein als Musiker. Für eine solche Entscheidung hätte es eine Situation geben müssen, in der ich eine andere Option gesehen hätte, und die gab es nie. Alles, was in meiner Karriere passiert ist, ist mir wortwörtlich passiert. Ich habe danach nicht gesucht, sondern einfach das verfolgt, was mir am spannendsten und aufregendsten erschien, und das war nun einmal das Erschaffen von Musik anhand einer neuen Idee.

Steve Vai:
Um meine Zukunft habe ich mir dabei keine Gedanken gemacht, aber das ging ja letztlich gut aus; besser, als ich es hätte planen können. Finde, was du liebst, und stürze dich kopfüber hinein. Der Rest regelt sich von ganz allein. Das klingt wie ein Klischee und man kann das nur schwer glauben, aber so lief es bei mir. Das bedeutet nicht, dass man nicht auch Ausschau nach passenden Möglichkeiten halten sollte. Aber nichts, was ich außerhalb der Musik angestrebt habe, brachte so viel Aufregung, Freude und Wunder in mein Leben wie die Dinge, die scheinbar aus dem Nichts kamen.

Steve Vai:
Die wohl größte Erfüllung im Leben empfindet man dann, wenn man seiner kreativen Seite das Ruder überlässt und Dinge in die Welt trägt, an denen man sich erfreut. Das ist wirklich befriedigend, und für mich schafft das nur die Gitarre. Auch andere Sachen, ein Stück weit, aber die Gitarre sehe ich als ein Werkzeug unendlichen kreativen Ausdrucks.