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Steve Lukather

Toto

"Es ist das beste Gefühl der Welt, wenn du dich mit etwas anderem als deinem Mund verständlich machen kannst, denn der bringt dich meist eh nur in Schwierigkeiten. Shut up and play the guitar."

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Steve: Ich spielte 1976 in den United Western-Studios eine Session für einen Typen namens Phil O’Kelsey.  Das war meine erste richtige Aufnahme, aber ich glaube, die Platte ist nie erschienen. Nachdem ich jedenfalls diese Leute getroffen hatte, rief mich Jeff Porcaro an und platzte raus: „Komm ins Studio 55. Das ist Richard Perrys Studio für Diana Ross. Wir brauchen sofort einen Gitarristen. Setz dich ins Auto und fahr los.“

Steve: Ich wohnte noch bei meinen Eltern und war völlig verdutzt: „Heilige Scheiße. Ja, klar! Ich bin unterwegs.“ Ich schnappte mir nur einen kleinen Amp, ein paar Effekte und natürlich die Gitarre und raste los.

Steve: Es gab diese Traumvorstellung. Alle meinten, meine Chancen, es wirklich zu schaffen, stünden Eins zu einer Million. Ich antwortete dann immer, dass ich genau dieser eine Typ sei. Auch mein Vater fragte mich das im Alter von neun Jahren. Ich sagte, was ich machen wollte, und er meinte: „Das ist ein verrückter Traum, Junge. Was, wenn es nicht klappt?“ Ich wusste aber: „Die Option gibt es gar nicht.“ Er tätschelte mir daraufhin nur den Kopf. Aber ich hatte mit neun schon diesen Ehrgeiz.

Steve: Die erste Rückmeldung von einem Publikum bekam ich, als wir auf der Abschlussfeier der fünften Klasse spielten. Die Kids rasteten völlig aus. Man schrie, wir fühlten uns, als müsse es genau so sein. Sicher das größte High meines Lebens. Wenn ich für diese zwei Stunden auf der Bühne stehe, pausiert das Leben und ich konzentriere mich nur noch auf den Moment, die Musik und wie ich sie rüberbringe. Man verliert sich darin. Es ist wirklich das Größte der Welt, sich mit noch etwas anderem als dem eigenen Mund ausdrücken zu können. Das sorgt sowieso nur für Schwierigkeiten. Shut up and play the guitar, das hat schon Mr. Zappa sehr gut ausgedrückt.

Steve: Ernie Ball machte die einzigen Slinkys. Ich kenne mein Leben lang schon diese pinke Verpackung. Ich heuerte für Gelegenheitsjobs an, um mir einen neuen Satz Saiten kaufen zu können. Dann fuhr ich mit dem Fahrrad, meinem Schwinn Stingray, zu einem kleinen Musikladen namens Valley Music. Da legte ich dann mein Erspartes für ein paar Picks und einen Satz Saiten auf den Tisch und zog sie anschließend auf meine armselige Zweite-Hand-Gitarre.

Steve: Die Toto-Sache lief eigentlich gleich nach dem Boz-Ding, oder kurz davor, jedenfalls zwischen dem ganzen Kram von Anfang 1977 bis Ende des Jahres. ’77 kam mein Durchbruch. Die Band bekam einen Vertrag, man buchte mich für immer mehr Sessions, die Boz Scaggs-Nummer lief und ich war gerade einmal 19 oder 20 Jahre alt. Einmal kurz nicht hingeschaut und schon befindest du dich im Jahr 2019.

Steve: David Foster zeigte mir Quincy Jones, da war ich 23. Ich arbeitete damals viel mit David. Quincy kam gerade aus der Off The Wall-Phase und begann die Aufnahmen zu The Dude. Ich durfte dann sämtliche Gitarrenspuren darauf spielen. Er mochte mich, erzählte, dass er Michaels nächstes Album plante und mich gern dabei hätte. Ich dachte nur: „Halt, ich fühle mich geehrt.“ Tatsächlich war ich völlig aus dem Häuschen. Das bin ich…

Steve: Das spiele alles ich. Den Bass auch, das weiß bloß niemand. Eddie bekommt all die Lorbeeren dafür! Ich mache bloß Spaß. Wir ärgern uns ständig deswegen.

Steve: Ich motiviere mich jeden Tag. In meinem Büro liegt ein Stapel Bücher. Eine Gitarre bleibt immer an einem kleinen Verstärker angeschlossen, und damit übe ich jeden Morgen. Ich stehe auf, bringe die Kinder in die Schule, komme nach Hause, Kaffee, überall Stille, schnappe mir den Hund und dann probe ich. Das fühlt sich an wie Meditation. Ich will lernen! Die Zeiten, in denen ich schneller als der eigene Schatten sein wollte, liegen wahnsinnig weit hinter mir. Es gibt junge Kids, die besser spielen als ich, aber ich gebe mir Mühe, mich zu verbessern, neue Töne zu erkunden und etwas Neues zu entdecken.

Steve: Ich liebe diesen Kram wirklich. Ich liebe es, Gitarrist zu sein. Auf meiner Steuererklärung steht seit 1975 „Musiker“. Es gab diesen absurden Traum, und ich konnte mich irgendwie durchmogeln. Also danke an alle, die mir dabei geholfen haben.

Steve: Manche Songs spiele ich mit der Band seit 43 Jahren. Es gibt immer diese Phasen, in denen ich komischen Kram mit ihnen anstelle, und dann will ich sie doch wieder spielen wie auf der Platte. Das kann man schon machen, ich habe die immerhin geschrieben. Aber man hört nie auf. Es gibt als Musiker einfach nicht den Punkt, an dem man denkt: „Jetzt habe ich es geschafft. Mal schauen, was im Fernsehen läuft.“ Zum Glück findet man immer wieder etwas, das inspiriert oder vorantreibt. Da lodert dieser Ehrgeiz, den ich schwer in Worte fassen kann. Entweder man versteht das, oder eben nicht. Die meisten Gitarristen begreifen diesen Zwang.

Steve: Es bedeutet mir die Welt und ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich dieses Ding in die Hand nehmen, damit meinen Lebensunterhalt verdienen und mich als Mensch damit ausdrücken kann. Auch wenn man mich als Klugscheißer kennt, kann ich mit diesem Teil meine sensible Seite zeigen, oder dass ich wütend, glücklich, fröhlich oder wirklich traurig bin. Mit dieser Gitarre kann man so viele verschiedene Dinge anstellen und ausdrücken, und wenn man sich ein wenig Zeit nimmt und lernt, findet man einen eigenen Weg, das zu tun. Aber ich weiß wirklich nicht, was ich ohne sie tun würde. Das ist die Wahrheit.