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St. Vincent

With her literate, emotionally intricate songwriting and inventive guitar playing, St. Vincent has become an unapologetic force in rock and pop. She introduced her genre-blending abilities on 2007’s ‘Marry Me,’ and has gone on to achieve a rare balance of critical and commercial success. In this episode, we speak to St. Vincent about her experience tour-managing as a teenager, her intense focus on making good art, her songwriting process, and much more.

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Transcript

Evan Ball
Hallo, ich bin Evan Ball. Willkommen bei Striking A Chord, einem Ernie-Ball-Podcast. Heute spreche ich mit der von der Kritik gefeierten, mit einem Grammy ausgezeichneten Superkünstlerin St. Vincent. Wir sprechen über ihre prägenden Erfahrungen als Teenager-Tourmanagerin und -Roadie für ihre Tante und ihren Onkel und andere Ereignisse, die sie dorthin geführt haben, wo sie heute ist. Sie spricht darüber, wie sie ihre Karriere vorantrieb, indem sie sich immer darauf konzentrierte, gute Kunst zu machen. Weitere Themen sind ihre Einflüsse, wie man ein Kabel richtig rollt, Songwriting und mehr. Also, ohne weitere Umschweife, präsentiere ich Gitarristin, Songwriterin, Regisseurin, Schauspielerin, Designerin, Produzentin und wahrscheinlich noch viel mehr Annie Clark, alias St. Vincent.

Evan Ball
Annie Clark, willkommen im Podcast.

Annie Clark:
Danke.

Evan Ball
Wann hast du angefangen, Gitarre zu spielen?

Annie Clark:
Ich habe mit 12 Jahren angefangen, Gitarre zu spielen. Zuerst spielte ich Geige, aber ich stellte fest, dass ich nur Peter-Frampton-Songs auf der Geige lernen wollte. Ich dachte mir: "Oh, vielleicht wende ich mich einfach direkt der Quelle zu, anstatt zu versuchen, Rocksongs auf der Geige zu spielen."

Evan Ball
Was hat dich mehr angezogen? War es die Gitarre selbst oder die Aussicht auf die Gitarre als Werkzeug, um ein Singer-Songwriter-Gitarristin zu sein?

Annie Clark:
Ich glaube, es lag am Sound der Gitarre und ihrer Power. Jeder hat doch diesen Moment, indem er oder sie das erste Mal Jimi Hendrix spielen hört, und denkt: "Wow, das klingt wie Gewitter im Reagenzglas. Ich genau da hin, wo dieser Sound herkommt."

Evan Ball
Gehörte das Singen und Schreiben von Songs von Anfang an dazu?

Annie Clark:
Immer, ja. Als ich anfing, Gitarre zu spielen, begann ich auch, Songs zu schreiben. Bei meinem örtlichen Gitarrenladen nahm ich Unterricht bei einem wirklich sehr netten Kerl, der inzwischen verstorben ist, einem Kerl namens Tommy Hyatt, ein großartiger Gitarrist. Ich ging hin und lernte Songs, die mir gefielen, aber nach der Hälfte der Zeit, als ich die Tabulatur mit nach Hause nahm, fing ich an, meine eigenen Sachen zu spielen. Es ging also alles ganz schnell.

Evan Ball
Bist du als Kind auch aufgetreten?

Annie Clark:
Das habe ich. Oh Gott, kürzlich schickte mir ein Freund etwas, das ich bei der Talentshow in der neunten Klasse gemacht habe. Ich erinnere mich, ich glaube, es war die achte Klasse, und ich spielte Bass in einer Art Hardrock-Coverband und wir coverten Back In Black für die Talentshow der achten Klasse. Also ja, ich bin aufgetreten.

Evan Ball
Okay.

Annie Clark:
Yeah, am Anfang war ich natürlich ein wenig verlegen.

Evan Ball
Du hast Jimi Hendrix erwähnt. Ich möchte das kurz auf Wikipedia nachschlagen, aber da steht, dass der Film La Bamba zu deinen wichtigen Einflüssen zählt.

Annie Clark:
Oh, das stimmt. Hä? Naja, wenn ich darüber nachdenke, bildet Musik einfach einen integralen Teil meines Lebens. Sie gehört so sehr dazu, dass ich im Alter von fünf Jahren La Bamba sah und meine Mutter anbettelte, mir eine nachgemachte Billigversion von Ritchie Valens' roter Strat zu kaufen. Wir hatten wirklich nicht viel Geld, aber sie hat diese 20 Dollar gespart und mir diese Gitarre gekauft. Ich dachte damals, das muss das teuerste Geschenk aller Zeiten sein.

Evan Ball
Wusstest du schon früh, dass du das hier zu deiner Karriere, deinem Lebensunterhalt machen willst?

Annie Clark:
Schon lustig, ich glaube, dieses ganze Karriere-Konzept liegt mir gar nicht richtig. Ich bin klug, aber nicht unbedingt kalkulierend. Das meine ich gar nicht übel, aber ich habe einfach keinen-

Evan Ball
Keinen Masterplan [unverständlich 00:03:56].

Annie Clark:
Ja, und ich denke ehrlich gesagt, dass die meisten erfolgreichen Leute so etwas haben. Währenddessen dachte ich nur: "Ich mache einfach diese Sache, die ich liebe, und gebe alles. Und langsam aber sicher kommt eines zum anderen." So bin ich das immer angegangen. Deswegen liegt es mir auch so am Herzen, wirklich die bestmögliche Platte zu machen, den bestmöglichen Film, das bestmögliche Projekt, das ich schaffen kann. Wenn ich klüger wäre, hätte ich vielleicht mehr an der Börse investiert, oder was zum Teufel die Leute eben so machen. Zuallererst bin ich aber Künstlerin.

Evan Ball
Hierüber muss ich sprechen: Tuck & Patti.

Annie Clark:
Yeah.

Evan Ball
Tuck ist dein Onkel, korrekt?

Annie Clark:
Tuck ist mein Onkel und der Bruder meiner Mutter, und Patti ist meine Tante. Oh Mann, die sind bestimmt seit 30 oder 40 Jahren verheiratet. Als ich so 15 oder 16 war, bemerkten sie, dass mich die Musik völlig verzauberte, und wollten mir das Tourleben zeigen. Also ging ich als Tourmanagerin und Roadie mit ihnen auf Tour nach Japan.

Evan Ball
Warte, wie alt genau warst du da?

Annie Clark:
15 oder 16. Es war schon aufregend, an einen kulturell so anderen Ort zu reisen und die Welt zu sehen und ein Gefühl dafür zu bekommen, dass die Welt riesig ist. Auch du kannst siw bereisen und Leute treffen und das tun, was du liebst. Das dient dann als Beispiel dafür. Und mein Job bestand darin, jedes Mal, wenn wir in neue Hotels kamen, hineinzugehen und nach jedem Flug die ganze Ausrüstung zu testen und sicherzustellen, dass alles in Ordnung war. Denn mein Onkel ist ein Genie, wirklich; er hat ein echtes Ingenieursgehirn. Ich ging also in jeden Club, in dem wir spielten, und testete die Stromversorgung, um sicherzugehen, dass die Spannung stimmte; um sicherzugehen, dass das Pedalboard die richtige Menge an Strom bekam. Er ist sehr pingelig. Ich glaube, ehrlich gesagt, dass es für mich wirklich gut war, zu lernen, wie man ein Kabel richtig aufrollt.

Evan Ball
Sehr praktisch.

Annie Clark:
Er zeigte mir, wie man ein Kabel richtig aufrollt, und ich bleibe bis heute dankbar dafür.

Evan Ball
Worauf muss man da genau achten?

Annie Clark:
Jedem Tonmensch, der Kabel mithilfe des Unterarms und Bizeps aufrollt, gehört der Hintern versohlt. Man rollt ein Kabel auf, indem man nicht nur die Schlaufe legt, sondern auch immer ein wenig oben mitdreht. So verdrehen sie sich nicht zu einem Haufen Spaghetti, wenn man sie ausrollt.

Annie Clark:
Sie brachten mich wirklich dazu, über EQ und Reverb und all diese Dinge nachzudenken. Wenn man eine Sprache dafür entwickelt, gerade, wenn man mit zwei Toningenieuren spricht oder versucht, jemandem zu erklären, welche Art von Sound man haben möchte, dann macht es die Dinge wesentlich einfacher, wenn man weiß, worüber man redet. Es macht den Prozess einfach schneller, das ist alles.

Evan Ball
Wie toll, dass du diese Erfahrung schon früh machen durftest und dich vom Road Life nicht hast abschrecken lassen. Vielleicht wurdest du sogar ermutigt?

Annie Clark:
Ich habe es geliebt. Ich liebte es. Ich tourte wieder mit ihnen, als ich 19 oder 20 war, und ging auf eine Europa-Tour. Von der erzählt meine Tante die Geschichte, dass ich so müde war, dass ich sie fragte, ob es okay wäre, wenn ich ein Nickerchen auf dem Boden des Mailänder Flughafens machen würde. Ich käme heute nie auf die Idee, den Boden eines Flughafens mit dem Gesicht zu berühren, aber so lernte ich, dass es harte Arbeit ist, und das liebte ich daran. Das tue ich immer noch, obwohl ich meine gesamten Zwanziger und den Anfang meiner Dreißiger "on the road" verbracht habe. Ich bin also ein "road dog".

Evan Ball
Nun, das ist beeindruckend. Zu Beginn der High School gehörte ich zu einem Duo, in dem ich Gitarre spielte und eine Sängerin dazu sang. Also waren Tuck & Patti auf unserem Radar. Ich erinnere mich, dass er so ein toller Gitarrist ist.

Annie Clark:
Er ist wahnsinnig. Wirklich unglaublich.

Evan Ball
Okay. Du hast am Berklee College of Music studiert. Wo zeigen sich für dich die Vorteile eines formellen Musikstudiums? Du hast es ja auch früh beendet, also gab es vielleicht auch Dinge, die dich daran gestört haben?

Annie Clark:
Nochmal: Ich denke, es zahlt sich aus, ein Vokabular zu haben. Es ist gut zu wissen, was ein Sextakkord in Moll ist, oder wie ein sonstwas-Flat-Nine-Akkord klingt. Das hilft einfach. Meine Lieblingsmusiker sind aber nur mit ganz wenigen Ausnahmen an Musikschulen gegangen. Donald Fagan vielleicht, oder Leute, die ich jetzt vergesse.

Evan Ball
Was stand denn auf deiner Agenda für dieses Studium?

Annie Clark:
Na ja, ich wollte mich zur Musikerin machen, also dachte ich: "Okay, hier kann ich mich also wirklich spezialisieren." Aber ehrlich gesagt entwickelte sich da gerade eine Phase in meinem Leben, in der ich eine Menge künstlerischen Kram machte, aber in einem Zimmer sitzen und auf der Gitarre shredden gehörte einfach nicht dazu. Ich probierte mich in Creative Direction, Design, schrieb Filme und solchen Kram.

Annie Clark:
Damit will ich nicht selbstverherrlichend klingen, sondern nur sagen, dass die meiste Inspiration, die ich von der Musik bekomme, gar nicht wirklich von der Musik kommt. Schon komisch. Berklee ist eine sehr... es ist eine Jazz-Schule oder zumindest hat sie so angefangen, und es gab eine Menge Spuren davon, als ich dort hinging. Ich liebe Jazz, aber ich will kein Bebop-Gitarristin werden. Ich könnte das nicht einmal, wenn ich wollte...

Evan Ball
Also lag dein Fokus auf der Gitarre.

Annie Clark:
Yeah, das hatte ich als Hauptfach angegeben. Ich bekam aber schreckliche Noten.

Evan Ball
Echt?

Annie Clark:
Yeah. Absolut. Ganz schlechte Noten. Ich glaube aber, es gibt Leute, die eine unglaubliche Technik spielen, dann gibt es richtige Sportler an der Gitarre, und eben Künstler. Manchmal kommen die zusammen, und dann vereinen sich Können und Kunst zu etwas metaphysischem. Und manchmal denke ich eben auch, dass jemand eine tolle Technik hat, mich jetzt aber emotional nicht vom Hocker reißt.

Evan Ball
Klar. In deiner Musik vereinst du elektronische Instrumente und gute, alte Gitarren und Drums.

Annie Clark:
All das, genau.

Evan Ball
Wie sieht dein Schreibprozess aus? Fängst du eher auf der Gitarre oder am Computer an, einen Song zu schreiben?

Annie Clark:
Das ist eigentlich egal. Ich habe das große Glück, dass mir Melodien einfach so auf der Straße oder im Traum einfallen. Plötzlich hat man es im Kopf und muss sich beeilen, es aufzuschreiben. Mehr als je zuvor denke ich, dass die Dinge, die bleiben, wirklich gute Songs sind, die die Herzen der Leute berühren. Darauf liegt mein Fokus: Songs zu schreiben, die die Menschen auch in 30 Jahren noch hören wollen, die vielleicht das generelle Grundrauschen überleben.

Annie Clark:
Also fange ich einfach irgendwo an. Ehrlich gesagt: Einige meiner Lieblingssachen habe ich in einer App auf dem Handy geschrieben. Wenn man Ohren hat, kann alles passieren. Ich fange einen Song auf dem Synthesizer an und denke mir: "Okay, cool. Ich habe drei Stunden lang daran herumgetüftelt und habe einen wirklich tollen Loop hinbekommen", und dann denke ich: "Eigentlich wäre das auf der Gitarre cooler. Ich transponiere das mal." Ich glaube, die meisten meiner besseren Gitarrenparts haben als Melodien angefangen, die ich zuerst gehört und dann erste für das Spiel verändert habe.

Evan Ball
Schreibst du lieber Musik oder Texte? "Lieber" ist da vielleicht das falsche Wort. Fällt dir das eine leichter als das andere?

Annie Clark:
Ehrlich gesagt, und ich will da jetzt nicht wieder selbstverherrlichend klingen, könnte ich den ganzen Tag Musik schreiben. Da kann man schon sehr, sehr fruchtbar sein. Aber diese Kombination aus Musik und einem bedeutsamen Text, der wirklich einen Fokus und Zusammenhang aufweist, das ist wirklich das non plus ultra, aber wenn man wirklich was zu sagen hat, das pointiert und interessant ist, braucht das eben auch seine Zeit. Da arbeitet man am meisten dran. Aber ich könnte wirklich den ganzen Tag nur Kram produzieren, tatsächlich habe ich gerade den Soundtrack zu einem Film gemacht und da konnte ich genau das tun. So etwas wie: "Gut, das hat jetzt die Logik von Wasser. Ich brauche keinen Refrain, den man unbedingt drei Mal hören möchte." Ich will nicht sagen, dass ich ein natürliches Talent für Filmsoundtracks habe, aber vielleicht dafür, Sachen zu erschaffen.

Evan Ball
Gibt es Dinge, auf die du zurückblickst und sagst: "Wenn das nicht passiert wäre, würde mein Leben ganz anders aussehen"? Vielleicht ist es eine Kontakt, den du früh geknüpft hast, oder eine Entscheidung.

Annie Clark:
Es gibt eine Menge Dinge. Ich glaube, wenn ich nicht jemanden in meiner Familie gehabt hätte, der Musik macht, hätte ich nicht gewusst, dass man das einfach machen kann, wirklich machen kann. Es wäre für mich sehr schwer vorstellbar gewesen oder eine Illusion. Wenn ich mein Studium in Berklee nicht abgebrochen hätte und mit eingezogenem Schwanz zurück nach Texas gegangen wäre und mit meiner Mutter in meinem Kinderzimmer gelebt hätte, genau zu der Zeit, als The Polyphonic Spree auf Tour waren und nach weiteren Mitgliedern suchten, hätte ich nicht die Möglichkeit bekommen, bei The Spree zu spielen. Und dann hätte ich nicht Sufjan Stevens kennengelernt und nicht für ihn das Vorprogramm gemacht. Und wenn das nicht passiert wäre, wäre ich nicht unter Vertrag genommen worden, während ich mit ihm auf Tour war. Und wenn ich dann nicht von einem guten Label unter Vertrag genommen worden wäre, das zu der Zeit das Richtige für mich war und das mich unterstützt hat, dann hätte ich einfach...

Annie Clark:
Ich habe immer nur das gemacht, was ich wollte. Wenn ich diese erste Platte nicht herausgebracht hätte, hätte ich keine Show in New York gespielt, wo David Byrne war, und ihn nicht kennengelernt und eine Platte mit ihm gemacht. Und dann wäre ich nicht auf Tournee gegangen. Es ist eine Menge...

Evan Ball
Der Schmetterlings-Effekt.

Annie Clark:
Genau das. Allerdings hatte ich auch nur ungefähr 18 Stunden Zeit, mich auf "Hey Annie, sie suchen nach neuen Mitgliedern. Du solltest bei The Polyphonic Spree vorspielen" einzustellen. Hätte ich da nicht absolut alle Songs gerockt und jede B-Seite auswendig gekannt, hätte ich die Chance niemals bekommen.

Evan Ball
Wir machen eine kleine Pause und sprechen dann über deine Musik.

Sprecher 4:
Kennt ihr schon die neuen Slinky Sets von Ernie Ball? Primo Slinky, Ultra Slinky, Mega Slinky, Burly Slinky und Mammoth Slinky E-Gitarrensaiten. Finde deine perfekte Stärke. Vielleicht ist es ja Primo Slinky mit 9.5 Stärke im hohen E und einer 44 im tiefen E. Vielleicht bist du Drop-Tuner, dann probiere unsere Mammoth Slinky mit 12-62 Stärke aus. Ernie Ball führt Slinkys für jeden Geschmack. Mehr dazu erfahrt ihr auf ernieball.de oder bei eurem Lieblings-Gitarrenhändler.

Evan Ball
Wenn du auf deine Alben zurückblickst, welches gefällt dir am besten?

Annie Clark:
Ich kann nicht sagen, dass ich einen Favoriten habe. Ich denke, es gibt bestimmte Elemente auf jeder Platte, auf die ich wirklich stolz bin. Und meist stimmen die Lieblingsmomente eines Künstlers nicht mit den Lieblingsmomenten anderer Leute überein. Wenn ich auf eine Platte wie Actor zurückblicke, meine zweite Scheibe, die vor zehn Jahren herauskam (was verrückt ist), bin ich auf die Arrangements darauf wirklich stolz und denke: "Oh, die finde ich wirklich schön." Wenn ich auf einige Songs meiner letzten Platte zurückblicke, denke ich: "Oh, das ist der beste Track, den ich bis heute geschrieben habe."

Evan Ball
Sticht etwas heraus?

Annie Clark:
Ich denke, New York ist ein großartiger Song. Den finde ich sehr bewegend, da sind kaum Gitarren drauf, außer ein paar schönen Swells im Hintergrund. Oder Smoking Section, den Song mag ich auch sehr gerne. Happy Birthday Johnny ist ein wirklich solider Song. Ich weiß nicht so recht. Aber das sind mehr Songs, die man mit einem großen S schreibt, als alles, was ich vorher gemacht habe.

Evan Ball
Also Jack Antonoff, du hast mit ihm geschrieben, ihr habt euch einen Grammy für Masseduction geteilt. Wie sieht das aus, dein Co-Writing-Prozess mit ihm? Gibt es eine Aufgabenteilung oder wie schreibt ihr zusammen?

Annie Clark:
Nein. Und interessanterweise sieht man die Namen der Leute, aber du weißt nie, ob sie nun 95% oder 5% beigetragen haben. Da habe ich schon jedes Szenario mitgemacht. Aber Jack ist einfach ein wunderbarer Kerl und er holt wirklich das Beste aus den Leuten raus.

Annie Clark:
Es waren einfach Kleinigkeiten. Sein Beitrag zu New York war... Ich hatte die Strophen und alles, und ich dachte: "Gott, ich weiß nicht, vielleicht soll das nur ein kleines Liedchen bleiben. Ich weiß nicht, wie ein Refrain aussehen sollte." Und er schickte ihn zurück mit diesen wirklich hübschen Refrain-Akkorden und ich dachte: "Oh warte, ich habe eine Melodie aus einem anderen Song, von der ich denke, dass sie wirklich gut funktionieren könnte und diesen anderen Text", und setzte das zusammen. Und ein anderes Mal gibt es einen völlig amorphen Prozess. Ich würde einfach sagen, der Prozess ist lebendig und wie auch immer man ans Ziel kommt, ist völlig in Ordnung. Und man sollte keine Angst davor haben, in verschiedene Kaninchenlöcher zu krabbeln, denn das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass es einem nicht gefällt und man sich umentscheidet.

Evan Ball
Wie war das beim Co-Writing mit Taylor Swift, bei Cruel Summer? Lief das aus der Ferne?

Annie Clark:
Nein, ich war mit im Raum.

Evan Ball
Habt ihr Musik und Text aufgeteilt?

Annie Clark:
Hier schon, ja. Ich hatte mit Jack schon an dem Track gearbeitet, und Taylor zeigt sich begeistert davon und schrieb ein paar Sachen dazu und das klang großartig. Ich liebe dieses Lied. Er enstand sehr lose, wenn man will. Es ist nicht wie bei Elton John und seinem Schreibpartner, dessen Namen ich gerade komplett vergesse, sorry. Es ist nicht so, dass einer wie Elton die Musik schreibt und ein anderer Typ dann den Text, sondern-

Evan Ball
Yeah, eher ein offener Prozess. Du hast also schon mit vielen Leuten zusammengearbeitet. Irgendwelche Pläne für die nahe Zukunft?

Annie Clark:
Was ich gerade mache? Ich habe zuletzte eine Sleater Kinney-Platte produziert, was verdammt viel Spaß gemacht hat. Und eine weitere Scheibe, die, glaube ich, nächstes Jahr erscheint. Ich mache gerade Kreativdirektion für ein paar Leute, die ich sehr mag, das kommt aber auch erst nächstes Jahr.

Evan Ball
Arbeitest du gerade an einem neuen Album?

Annie Clark:
Yep.

Evan Ball
Cool. Gibt es schön Pläne für den Release? Dauert das noch lange?

Annie Clark:
Gar nicht. Noch gibt es nichts Konkretes, aber ja, ich schreibe eigentlich immer.

Evan Ball
Keine heißen News also?

Annie Clark:
Nein. Ich mache eigentlich nie nichts, und je mehr ich mache, desto mehr Inspiration bekomme ich auch von außen und desto offener denke ich. Man sollte meinen: "Du musst dich auf eine Sache konzentrieren." Für eine gewisse Zeit stimmt das sicher, man muss in der einen Sache wirklich gut werden. Aber viele dieser Fähigkeiten und Ideen kann man übertragen und damit mehr machen.

Evan Ball
Was machst du abgesehen von der Musik gern? Du bist gerade sehr beschäftigt, machst Filme-

Annie Clark:
Ich liebe es, Dinge zu erschaffen, und das mache ich eigentlich permanent. Ich habe das Glück, das auf viele verschiedene Arten ausleben zu können, sodass mir nie langweilig wird. Ich habe neulich Urlaub in Berlin gemacht, und bin dort zuerst ins alte Stasi-Gefängnis gegangen, um mir Kunst anzusehen.

Evan Ball
Kannst du auf deinen Tourneen ein wenig Sightseeing betreiben?

Annie Clark:
Nein, nicht wirklich. In Berlin war ich schon so oft, konnte mir aber nie etwas ansehen.

Evan Ball
Willst du mehr Filme inder Zukunft machen?

Annie Clark:
Ich habe in diesem Film zum ersten Mal geschauspielert.

Evan Ball
Wie heißt er?

Annie Clark:
Oh, darüber kann ich nicht sprechen, tut mir Leid. Aber ich habe einen Film gemacht. Habe bei ein paar Dingen auch Regie geführt, das war erst kürzlich. Ehrlich gesagt liegt es mir auch eher, hinter der Kamera zu stehen. Man hat mehr kreative Kontrolle. Das Schauspielern hat mir Spaß gemacht, aber ich verstehe schon, warum es aus manchen Leuten Verrückte macht. Man weiß nicht mehr, wie sich der eigene Körper anfühlt, man muss sich selbst zusehen und realisieren: "Fuck, ich hatte keine Ahnung, dass ich so rede oder aus diesem Winkel so..." Man versteht wirklich, warum Menschen-

Evan Ball
Ja, man ist plötzlich unter einem Mikroskop, von dem viele Leute keine Ahnung haben.

Annie Clark:
Yeah. Verdammt. Es macht schon Spaß, ist aber auch ganz schön schmerzhaft für das eigene Ego, im Vergleich zum Job hinter der Kamera.

Evan Ball
Welche Künstler magst du am liebsten, so quer durch alle Zeiten?

Annie Clark:
Oh Gott. Ich bin schon recht katholisch in meinem Geschmack. Aber manchmal lege ich War auf und gege total ab . Kendrick Lamar, Joni Mitchell.

Evan Ball
Fällt dir jemand aus deiner Jugend ein?

Annie Clark:
Oh, klar. Nirvana, Pearl Jam und Soundgarden und Kate Bush und Tori Amos und Stereolab und die ganze, ewige Liste. John Coltrane, ich stand total auf Miles und Billie und Ella, Steely Dan liebe ich auf immer und ewig, Hendrix.

Evan Ball
Denkst du, du kannst drei Alben nennen, die am meisten Einfluss auf dich ausgeübt haben oder die du am meisten magst?

Annie Clark:
Hmm, da gibt es schon einen Unterschied. Ich weiß noch, als ich zum ersten Mal A Love Supreme hörte und dieses überirdische Gefühl bekam. Besonders Talk Talk Spirit Of Eden hat mich sehr tief berührt. Die Platte habe ich aber nicht zwangsweise sieben Millionen Mal gehört. Man legt sie auf und hat eine beinahe religiöse Erfahrung. Da muss man zwischen Quantität und Tiefe entscheiden. Steely Dan habe ich wahrscheinlich öfter gehört als alle anderen und dazu haben bestimmt viele Leute eine Meinung. Sie polarisieren nun einmal und ich liebe die Musik. Aber wenn ich an Sachen denke, die mein Herz berühren oder vollkommen zerschmettert haben, dann denke ich an Joni oder Leonard Cohen, an Nick Cave, an die Leute, die dir Dinge erklären, die du eigentlich schon immer gefühlt hast, aber nie beschreiben konntest.

Evan Ball
Du hast eine fantastische Signature-Gitarre mit Ernie Ball Music Man. Wie kam es dazu?

Annie Clark:
Nun, ich kam vor etwa viereinhalb Jahren in San Luis Obispo vorbei, um mir die Fabrik anzusehen.

Evan Ball
Also hast du da schon die Saiten gespielt? Da gab es eine Verbindung?

Annie Clark:
Ach, ich spiele die Saiten schon mein ganzes Leben. Mein Onkel ebenfalls, also wusste ich: "Natürlich spiele ich Ernie Balls." Sie haben mir dann eine Albert Lee Signature in die Hand gedrückt, die wirklich cool aussah, so etwas hatte ich noch nie gesehen. Ich liebe die kantige Form und habe mich einfach in die Gitarre verguckt. Bald darauf meldete man sich bei mir: "Warum kommst du nicht noch mal her und wir schauen, ob wir gemeinsam etwas machen können." Sterling flog mich sogar selbst hin, und wir quatschten. Das fühlte sich an, als wäre es meine eigene Familie, so witzig und unterhaltsam, wie alle mich behandelten. Das klingt jetzt wie das Motto von Olive Garden, aber es stimmt: "Wenn du hier bist, bist du Familie." Und ich bin wirklich gern Teil davon.

Annie Clark:
Letztlich bauten wir die Signature St. Vincent anhand einer Skizze, die ich einfach auf der Basis meiner Ideen gezeichnet hatte. Mit all der Expertise und den Ressourcen hier haben wir einfach gefeilt, gefeilt, gefeilt, bis man dachte: "Die ist klasse. Andere Leute sollten die Gelegenheit bekommen, sie zu spielen, weil sie einfach klasse ist." Da steckt wirklich alles drin, was ich in meinen mehr als 20 Jahren Gitarrespiel von einer Gitarre wollte. Mehr noch: All das, was ich als jemand mit mehr als zehn Jahren Touring-Erfahrung von einer Gitarre erwarte. Andere Gitarren haben nicht dieses All-in-one-Paket.

Evan Ball
Also brachtest du die Form für den Korpus schon mit?

Annie Clark:
Ja, die basiert wirklich auf dieser initialen Skizze. Ich liebe diese alten Teisco Gitarren aus Japan und die Ks aus den Sechzigern, diese Art kantigen Korpus. Offensichtlich gab es da meinerseits schon ein paar Favoriten.

Evan Ball
Wir haben vorhin darüber gesprochen, wie bequem sie interessanterweise sind.

Annie Clark:
Das sind sie wirklich. Ja, sehr bequem. Alles daran schreit "ergonomisch". Sie sind nicht mal schwer, du musst also nicht ständig zum Chiropraktiker.

Evan Ball
Wie praktisch. Annie Clark, danke, dass du in unserem Podcast zu Gast warst!

Annie Clark:
Ja, danke euch.

Evan Ball
Danke, dass ihr euch Striking a Chord angehört habt, und danke an unseren Gast Annie Clark. Wenn euch der Podcast gefällt, nehmt euch ein paar Sekunden und hinterlasst uns eine Bewertung. Wie immer erreicht ihr uns unter [email protected].

Annie Clark:
Auch, wenn es in unserer Kultur immer um ein Individuum geht und es heißt: "Diese eine Person ist das Genie!" – ich denke, das Großteil des Kampfes und der Freude liegt wirklich im Teamwork, ob das jetzt du und eine weitere Person sind oder noch hundert andere Leute. Du bist vielleicht der Captain, aber jeder steuert sein Ruder doch auf individuelle Weise.