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John Feldmann

Goldfinger frontman John "Feldy" Feldmann has one of the most enviable résumés in the music business. With roots in the California punk scene, Feldmann has gone on to produce and co-write with a wide variety of music’s biggest names, including Good Charlotte, Panic! at the Disco, blink-182, and 5 Seconds of Summer. In this episode, we speak with Feldmann about the ups and downs of his early music career, what bands can do to get noticed, the roles and traits of a good producer, and much more.

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Transcript

Sprecher 1:
Willkommen zu diesem Ernie Ball Podcast. Er beginnt jetzt.

Evan Ball:
Willkommen bei Striking A Chord, einem Podcast von Evan Ball. Ich bin Evan Ball. Wir haben Universalgenie John Feldmann zu Besuch. John Feldmann ist natürlich der Frontmann der Band Goldfinger, aber er ist auch ein weltbekannter Produzent, Ingenieur, A&R-Manager, Songwriter, Co-Writer, einfach alles. Von The Used über Panic! At The Disco, Hilary Duff, Avicii, 5 Seconds Of Summer bis hin zu Blink-182 - John Feldmann hat mit allen gearbeitet.

In diesem Gespräch haben wir uns über die Anfänge mit seiner Band Electric Love Hogs unterhalten. Electric Love Hogs schien eine Große Zeit bevorzustehen, als lokale Bands wie Rage Against The Machine und Tool für sie eröffnet haben, aber die große Zeit kam nie. Wir sprechen über die große Enttäuschung darüber, dass es nicht funktioniert hat, und darüber, wie aus der Asche Goldfinger entstanden sind.

Wir sprechen auch über die verschiedenen Rollen eines Produzenten. Wie sieht modernes Produzieren in der Praxis aus? Und ich habe ihn gefragt, was Bands heute tun können, um wahrgenommen zu werden. All das und mehr, meine Damen und Herren, der Mann, der alles schon gemacht hat, John Feldmann,

John Feldmann, herzlich willkommen zum Podcast.

John Feldmann:
Hi und Grüße aus meinem Studio in Calabasas.

Evan Ball:
Danke, dass du dabei bist.

John Feldmann:
Ich danke dir vielmals, Evan.

Evan Ball:
In Ordnung, lass uns mit Goldfinger loslegen, dann können wir von dort aus vorwärts und rückwärts weitermachen.

John Feldmann:
Okay.

Evan Ball:
Wie ist Goldfinger entstanden?

John Feldmann:
Goldfinger ist so etwas wie eine Anspielung auf meine erste Band Family Crisis. Die erste Musik, mit der ich mich beschäftigt habe, als ich noch ein Kind war, war Punkrock. Ich habe alle möglichen Musikstile durchlaufen, genauso wie die meisten Musiker und Produzenten, aber Punkrock war das erste, bei dem ich dachte: "Das bin ich." Als ich ein Teenager war, dachte ich: "Fuck yeah", und ich habe in der Punkband Family Crisis gespielt, die von den Buzzcocks und Generation X beeinflusst war.

Evan Ball:
Okay.

John Feldmann:
Nachdem ich also drei oder vier andere Bands hatte, wollte ich mit Goldfinger eine Band gründen, die so war wie meine erste. Ich wollte etwas machen, das einfach nur Spaß macht: Pop, Pop-Punk und einen gewisser Ska-Einfluss. Das war Ende 1993, als ich Goldfinger gegründet habe.

John Feldmann:
Ich habe Schuhe auf der Promenade in Santa Monica verkauft und der Typ, mit dem ich Schuhe verkauft habe, war ein Bassist, also war er das erste Mitglied in der Band. Außerdem arbeitete mein bester Freund bei Starbucks im Beverly Center, und sein Chef war Darren, der Schlagzeuger, und so wurde er der Manager. Darren war der Manager bei Starbucks, also kannte ich ihn durch meinen damaligen besten Freund Damien. Er war der einzige echte Schlagzeuger, den ich kannte, also war er der Schlagzeuger.

John Feldmann:
Und Charlie, unser Gitarrist, war Gitarrentechniker in meiner vorherigen Band, den Electric Love Hogs. Das war also eine Art Mischmasch aus einem Haufen zufälliger Leute, die ich kannte und die schließlich die erste Version von Goldfinger bildeten.

Evan Ball:
Okay. Hast du zu dem Zeitpunkt nur gesungen oder auch Gitarre oder Bass gespielt?

John Feldmann:
Ich habe Gitarre gespielt und gesungen, ja.

Evan Ball:
Okay, Gitarre auch.

John Feldmann:
Ich habe beides gemacht, ja. Aber ich hatte noch nie in einer Band Gitarre gespielt. Bei Family Crisis habe ich Bass gespielt und in anderen Bands nur gesungen. Das war also die erste Band, in der ich Gitarre gespielt habe. Ich erinnere mich an dieses Mädchen Margo, die mit mir Schuhe verkauft hat. Sie kam zu unserer allerersten Show in Bob's Frolic Room 3. Wir waren die Vorgruppe von D. H. Peligro, dem Schlagzeuger der Dead Kennedys.

John Feldmann:
Er hatte seine Soloprojekte, wir waren die Vorgruppe für ihn und sie sagte mir nach der Show: "Schau nicht so sehr auf deine Hände, wenn du spielst. Du musst einfach das Publikum anschauen." Ich habe nämlich immer meine Hände angestarrt, um sicherzugehen, dass ich die richtigen Akkorde spiele … Mit der Zeit kam das dann einfach. Wie bei der 10.000-Stunden-Regel habe ich 10.000 Stunden in das Gitarrenspiel investiert und dann musste ich nicht mehr hinschauen.

Evan Ball:
Mit welchen Bands habt ihr anfangs gespielt?

John Feldmann:
Die erste Tour, die wir gemacht haben, war mit Buck-O-Nine aus San Diego. Sie waren eine Ska-Punk-Band aus San Diego. Wir spielten dann im Nile Theater in Phoenix und machten kleine regionale Touren. Wir haben viel mit den Skeletones gespielt, einer Ska-Band aus Riverside, und sie waren großartig. Sie waren eine Two-Tone-Band, einfach klassischer Ska-Punk. Mehr und mehr Ska als Punk.

In den frühen Tagen, bevor wir einen Plattenvertrag bekommen haben, waren das die ersten Bands, die ... Ich meine, Blink-182 haben ein paar Mal für uns eröffnet, was in der Anfangszeit toll war. Nachdem wir unter Vertrag genommen wurden und im Radio zu hören waren, war unsere große Durchbruchstour das Opening für No Doubt. Das war unglaublich. Wir waren wahrscheinlich vier oder fünf Monate mit ihnen auf Tour. Es war unglaublich.

Evan Ball:
Könntest du zur Einstimmung die Geschichte erzählen, wie ihr als Vorgruppe der Sex Pistols fast aus der Tour geworfen wurdet?

John Feldmann:
Oh ja, natürlich, ja. Es gibt ein paar Dinge in meinem Leben, von denen ich nicht geglaubt hätte, dass sie passieren. Ich war Schuhverkäufer und bekam das Angebot, für die Sex Pistols auf ihrer Reunion-Tour zu eröffnen. Wie lange waren sie eine Band? Weniger als 18 Monate in den 70er Jahren? Und dann kamen sie 1996 zurück. Unser Manager, John Reese, konnte den Opening Slot ergattern, also haben wir zwei Shows gespielt, glaube ich, und dann spielten wir beim Bumbershoot in Seattle.

Der DJ, der vor uns aufgelegt hat, sagte: "Werft nichts auf die Band, bitte werft nichts." Ich kam auf die Bühne und wurde von einem dieser Schmuckkästchen, diesen Plastikkästchen, direkt am Auge getroffen. Ich habe mir damit buchstäblich ins Auge geschnitten und dachte mir: "Na gut, wenn das alles ist, was ihr habt, dann werft alles auf mich, was ihr könnt. Los geht’s, Song Nummer eins.“

Als wir fertig waren, war die Bühne mit einem halben Meter Müll bedeckt, und die Sex Pistols haben gesagt: „Das war’s. Wenn ihr so auf Stunk aus seid, dann …“ Die Sex Pistols haben uns bei ihrer Punk-Tour rausgeschmissen.

Evan Ball:
Richtig.

John Feldmann:
... was auch immer. Also ging unser Schlagzeuger in ihre Garderobe und hat auf ihr Catering gekackt. Sie hatten diese großen Käse- und Fleischteller und er kackte einfach alles voll. Ich kannte Steve Jones ein bisschen, weil er in Los Angeles lebte, und gleich nachdem unser Schlagzeuger geschissen hatte, sagten sie: "Ihr seid wieder dabei."

Evan Ball:
Oh.

John Feldmann:
Ich glaube nicht, dass es etwas damit zu tun hatte.

Evan Ball:
Okay.

John Feldmann:
Ich weiß nicht einmal, ob die Band wirklich wusste, dass wir das getan hatten, aber wir kamen zurück auf die Tour und sie haben es vielleicht nicht einmal gesehen [Durcheinandergerede 00:06:45]-

Evan Ball:
Okay.

John Feldmann:
... Scheiße, aber es ist so.

Evan Ball:
Ich dachte, das wäre der Schlüssel, den man braucht, um ...

John Feldmann:
Oder vielleicht haben sie ...

Evan Ball:
... den Punk-Ruf zu verbessern.

John Feldmann:
Vielleicht dachten sie: "Heilige Scheiße, diese Jungs sind true. Nehmen wir sie zurück." Ich weiß es nicht.

Evan Ball:
Na gut.

John Feldmann:
Ziemlich lachhaft.

Evan Ball:
Ja. Habt ihr einen Vertrag bekommen, weil ihr live gespielt habt und getourt seid? War es nur aufgrund eines Demos?

John Feldmann:
Es war das Demo. Durch meine alte Band hatte ich dieses 12-Spur-Aufnahmegerät, das ... Es war eine Art Halbzoll-Beta. Es war wie ein Betamax-Band, und ich habe wahrscheinlich sechs Songs aufgenommen, die ich gerade geschrieben hatte ... Ich nahm das Schlagzeug auf zwei Spuren auf und stellte einfach ein Demo zusammen. Ich kannte mich durch meine alten Bands aus und wusste ein bisschen, was ich tat. Die Kassette habe ich dann beim Schuhe verkaufen ausgelegt.

Dann kam ein Typ rein, der mich von den Electric Love Hogs kannte, Patrick McDowell. Er kaufte ein Paar Dr. Martens in Oxblood und ich steckte ihm mein Demoband in den Schuhkarton. So habe ich den Vertrag bekommen: als ich in dem Schuhladen arbeitete und der Typ mich von einer alten Band kannte.

Evan Ball:
Wow, wow. Electric Love Hogs war auch ein anderes Genre.

John Feldmann:
Electric Love Hogs war eine Art Funk-Metal. Wir lagen irgendwo zwischen Mötley Crüe, den Red Hot Chili Peppers, Judas Priest und Metallica. Unsere Bassisten schlugen auf den Bass und wir waren wie ... Aber wir waren heavy, wir waren wie eine Metalband.

Evan Ball:
Genau. Du hast schon öfter von anderen Bands erzählt, mit denen ihr zusammengespielt habt und die dann groß geworden sind, richtig?

John Feldmann:
Ja. Sowohl die Electric Love Hogs als auch Goldfinger, wir haben ... Und das war eine gute Frage, von wegen live oder Demo, denn es war definitiv der Song. Der Song hat Goldfinger den Vertrag …

Evan Ball:
Okay.

John Feldmann:
... wir hatten uns schon eine eigene kleine Nische geschaffen. Wir hatten schon ein Jahr lang gespielt, bevor wir unter Vertrag genommen wurden, und die Leute kamen zu unseren Konzerten. Als Jay Rifkin, der Chef von Mojo Records, der uns schließlich unter Vertrag nahm, zu uns kam, sah er sich eine Show an, und der Club war voll. Und so war es eine Kombination aus den Songs und dem.

Aber die Electric Love Hogs, wir waren einfach eine wilde Band, wir sind ausgerastet. Wir waren alle Skateboarder. Wir hatten die Unterstützung der Skater-Szene in Santa Cruz. Wir waren Straßenkinder und hatten Venice auf unserer Seite. Die meisten von uns lebten zu der Zeit in Venice und wir haben mit Infectious Grooves gespielt, dem Nebenprojekt von Mike Muir [Suicidal Tendencies].

Wir hatten dieses Ding am Laufen und haben jede Show ausverkauft, waren Headliner in all diesen Clubs und jede Band, die in die Stadt kam, spielte mit uns, weil wir ... Alice In Chains haben für uns eröffnet, bevor sie jemand kannte; Tool haben ihre ersten paar Shows als Vorgruppe gespielt.

John Feldmann:
Der Sänger Tool, eigentlich Maynard, war unser Maskottchen. Er kam mit einer Kochmütze und einer Schweinenase auf die Bühne und hatte eine Art Rasenmäher, mit dem er zwischen den Liedern Hot Dogs ins Publikum schoss.

Evan Ball:
Wow.

John Feldmann:
Er war unser Junge. Er war schon ein Freund von mir, bevor es Tool gab. Er besuchte mich immer, wenn ich bei American Rag arbeitete. Er war einfach mein Freund. Pearl Jam hießen früher Mookie Blaylock. Sie haben für uns eröffnet. Rage Against The Machine haben wir auf ihre erste Tournee mitgenommen. Sie fand in San Diego, LA und Anaheim statt. Es war nur eine sehr kurze Tour, aber auch Korn haben für uns eröffnet. Wir haben uns damals einen Proberaum mit Korn geteilt, also all diese bahnbrechenden Bands, die ...

Evan Ball:
Wow. Was für eine Ära.

John Feldmann:
... zu Legenden wurden und für meine Band eröffnet haben, an die sich niemand mehr erinnert.

Evan Ball:
Hättest du diesen großen Erfolg bei irgendwem voraussagen können?

John Feldmann:
Ich glaube, ich hatte schon immer ein gutes Gespür dafür, junge Talente zu finden oder Leute zu finden, die ... Denn es gibt immer einen Wettbewerb: Wer wird live härter abgehen? Wer zieht mehr Leute an? Wie auch immer. Es gibt immer einen Wettbewerb, also haben wir mit Korn geprobt und ich habe ihre Proben beobachtet. Sie sind einfach ausgerastet.

Sie sind bei den Proben durchgedreht, obwohl sie vor niemandem gespielt haben, und wir sind vor Publikum durchgedreht, also wusste ich immer, dass ... Korn haben den ... Sie haben den Sound erfunden, den so viele ... Niemand kann das bis heute ... Sie sind die verdammt Besten, auch live. Sie sind einfach eine unglaubliche Band, die so viele Leute beeinflusst hat.

Rage Against The Machine habe ich vor fünf Leuten im Coconut Teaszer spielen sehen und es war wie ... Zach war einfach so verdammt konzentriert und ich wusste, dass mit dieser Band etwas passieren würde. Aber ich dachte damals auch: "All diese Bands, die so durchdrehen und das Publikum anziehen, haben für meine Band eröffnet." Also dachte ich, dass ich auch einen Hit landen würde.

Evan Ball:
Klar.

John Feldmann:
... abre es ist nie passiert. Am Ende wurden wir von der Plattenfirma fallen gelassen. Ich fing wieder an, Schuhe zu verkaufen und fragte mich: "Wie konnte mir das nur passieren?" Ich war entmutigt - das ist nicht annähernd ein Wort, das beschreiben könnte, wie ich mich fühlte, als ich nach dieser ganzen Scheiße wieder im Einzelhandel arbeiten musste.

Evan Ball:
Für viele Leute in Bands ist es wahrscheinlich ein seltsamer Zwiespalt, auf der Bühne zu stehen, sich im Ruhm und der Bewunderung der Fans zu sonnen und dann einen normalen Job zu haben. Das ist die Realität für so viele Menschen, aber es ist interessant.

John Feldmann:
Du bekommst so eine Energie, wenn du ... Für mich sind die größeren Shows immer die einfacheren. Ich glaube, die größte Show, die wir je gespielt haben, war vor 100.000 Leuten im Vorprogramm von Die Toten Hosen in Deutschland. Sie waren so etwas wie die Ramones von Deutschland, eine riesige Punkband, und wir haben vor 100.000 Leuten eröffnet. Und wir haben wahrscheinlich 10 Shows vor 60.000 Leuten gespielt und das ist so viel einfacher, weil du einfach ... Solange du alles gibst, und wenn du dann sagst: "Spring." Dann werden sie springen, wenn du alles gibst.

John Feldmann:
Wenn du in einem kleinen Club bist, sprichst du im Grunde mit jedem einzeln und die Witze müssen wirklich gut sein, denn vor 60.000 Leuten kannst einen dummen Dad-Joke erzählen und die Leute sagen: "Oh, es ist ein Dad-Joke. Wie auch immer."

Evan Ball:
Das ist interessant.

John Feldmann:
Vor 10 Leuten kommt das nicht so gut.

Evan Ball:
Ja.

John Feldmann:
Aber ich denke, dass es ein Programm geben sollte für ... Ob du nun Produzent bist oder Künstler oder was auch immer, wenn du auf Tournee gehst und Erfolg hast, musst du wieder zurück in deinen Alltag. Kinder großziehen oder einfach zum Alltag zurückkehren, wenn ...

Evan Ball:
Klar.

John Feldmann:
... deine Karriere zu Ende ist, ist das eine echte mentale Herausforderung, weil du denkst: Ich habe versagt. Da ist das Gefühl, dass ... Zumindest hatte ich das, als sich die Electric Love Hogs auflösten. Ich dachte: "Mann, meine Träume." Ich war so darauf konzentriert, es in der Musik zu schaffen, und die Lehrer und meine Eltern, alle sagten, ich würde es nie schaffen. Alle sagten das, und als das passierte, dachte ich: "Sie hatten Recht. Sie hatten alle verdammt Recht. Was mache ich hier eigentlich?" Und dann kam natürlich irgendwann diese Stimme, die wir beide kennen: Engelchen oder Teufelchen? Für welche Seite entscheidest du dich? Wenn du die positiven Gedanken fütterst, dann wachsen sie. Und irgendwann sagte ich mir: "Alter, ich bin nicht zur Schule gegangen. Ich habe keinen Ausweichplan, ich muss das schaffen." Und dann habe ich irgendwann Goldfinger gegründet. Aber hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass es mit meiner alten Band nicht klappen wird.

Evan Ball:
Du hast mal von einer ziemlich restriktiven Erziehung erzählt. Glaubst du, dass das damit zu tun hat, dass du ein wilder Punkrock-Typ geworden bist?

John Feldmann:
100 %.

Evan Ball:
Oder glaubst du, du wärst sowieso so [Durcheinandergerede 00:14:31]-

John Feldmann:
100 verdammte Prozent.

Evan Ball:
Okay.

John Feldmann:
Weißt du, meine Kinder können so ziemlich alles machen, was sie wollen. Sie sind gute Kinder. Mein Sohn ist 14. Ich habe schon mit 12 Jahren Gras geraucht, aber er hat kein Interesse daran. Er hat einfach kein Interesse daran, also ist es so, dass er ... Im Grunde hat er alles, worauf er Lust hat: Er kann Videospiele spielen oder mit seinen Freunden abhängen und tun, worauf er Lust hat. Wir gehen zum Boxen und er ist ein wirklich guter Junge, also ich weiß nicht.

Ich habe das Gefühl, dass ich ein unterstützender Vater bin. Und mein Vater hat sein Bestes gegeben, als er noch lebte, ganz sicher. Es ist nicht so, dass ich jetzt, wo ich Kinder habe, irgendetwas Negatives zu sagen hätte. Das ist das Beste: Man gibt seinen Eltern die Schuld, bis man Kinder hat, und dann denkt man sich: "Oh Mann, wenn ich das gewusst hätte, wäre ich viel netter gewesen."

Aber zu der Zeit war mein Vater ein sehr ... Er war sehr streng und hat mir alle meine Alben weggenommen, weil er dachte, das würde das rebellische Verhalten beseitigen, das ich als Kind an den Tag legte. Es war eine Kombination aus allem, aber am Ende war die Musik meine Rettung. Sie gab mir einen Sinn und etwas, das ich in meinem Leben tun konnte.

Evan Ball:
Aber du denkst, dieser Hintergrund hat dich zu einer eher rebellischen Form der Musik gebracht?

John Feldmann:
Ich glaube, mein Vater, der nie daran geglaubt hat, dass ich es schaffen würde, hat mir den nötigen Antrieb gegeben, ihm das Gegenteil zu beweisen.

Evan Ball:
Gab es denn jemals einen großen Knall mit deinen Eltern? Oder war es nur eine allmähliche ... Sie kamen zu dir, als würdest du ... Er mag laute Musik und ...

John Feldmann:
Nein. Wie gesagt, ich weiß noch, wie mein Vater mir meine Plattensammlung weggenommen hat, das war wie ... Wenn man so etwas mit ... Ich bin besessen von Musik und wenn man mir alles wegnimmt, was mir ein Leben und einen Sinn gibt, wenn ich von der Schule nach Hause komme, nachdem ich gemobbt oder schikaniert wurde oder mit jemandem Schluss gemacht habe oder was auch immer in meinem Leben los war, dann ist die Musik der einzige Leuchtturm, der mir Hoffnung gibt, und mir das wegzunehmen, war verdammt schrecklich.

Also habe ich Löcher in die Wände geschlagen und bin von zu Hause weggelaufen. Es war furchtbar. Ich schlich mich nachts raus und wir zerstörten einfach ... Ich habe das Eigentum anderer Leute zerstört, Autos aufgeknackt und einfach ... Ich war ein Punkrock-Kid, also haben wir Autos geklaut, sind in Garagen eingebrochen, haben getrunken und all den dummen Scheiß gemacht, den wahrscheinlich viele Kids gemacht haben, aber für mich war es ein Lebensstil. Es war einfach alles, was ich kannte.

Und bevor ich die Musik wirklich kannte ... Zumindest als ich bei Family Crisis war, dachte ich nie, dass es eine Karriere sein könnte. Ich dachte nur, dass es wirklich Spaß macht. Es war ein Weg, um Mädchen zu treffen, es war ein Weg, um aus meinem Kopf herauszukommen. Und ich dachte gar nicht an die Angst, die ich als Kid hatte, wenn ich auf der Bühne stand und auf diesen kleinen Garagenpartys spielte und tourte.

Wir tourten mit 7 Seconds und machten diese kleinen Touren an der Küste entlang. Daran konnte ich nur denken.

Evan Ball:
Ich bin neugierig, wie ist die Dynamik zwischen ... Ich weiß natürlich, dass du auch mal unter dem Einfluss verschiedener Substanzen gefeiert hast, aber gleichzeitig hast du deine Karriere vorangetrieben. War das kontraproduktiv oder hat es dir in irgendeiner Weise geholfen? Ich frage mich nur ...

John Feldmann:
Ich erinnere mich, dass wir auf einem Highschool-Tanzabend in Lake Tahoe als Vorband von 7 Seconds gespielt haben, und Gott, ich war so verdammt zugedröhnt. Ich hatte das schlimmste Pappmaul aller Zeiten. Ich konnte nicht singen. Ich war wie [unverständlich 00:18:15], ein totaler Wattebausch. Nach dem ersten Lied musste ich meinen Bass weglegen, zu dem kleinen Wasserhahn in der Schule rennen und mir fünf Minuten lang das ganze Wasser ins Gesicht schütten. Das war das Schlimmste, was ich je in meiner Karriere erlebt habe.

Ich weiß nicht, ob es „Sgt. Pepper’s" ohne LSD geben würde. Ich war nicht dabei, ich weiß es nicht. Ich habe all diese Geschichten darüber gehört und ich bin mir sicher, dass es einige Leute gibt, bei denen Drogen den kreativen Prozess verbessern können. Ich gehöre nicht zu diesen Menschen.

Evan Ball:
Okay.

John Feldmann:
Nein.

Evan Ball:
Du hast dich also trotzdem durchgesetzt? Du hast deine Karriere ...

John Feldmann:
Ich habe es trotzdem durchgezogen, aber ... Nach der Hälfte der Zeit mit den Electric Love Hogs habe ich aufgehört zu trinken und Drogen zu nehmen.

Evan Ball:
Oh, okay.

John Feldmann:
Mein Erfolg mit der Band, dass wir unter Vertrag genommen wurden und dass all diese großen Legenden vor uns auftraten … Das ist alles passiert, nachdem ich aufgehört hatte. Als ich mit dem Trinken aufgehört habe, habe ich mich voll auf die Musik konzentriert. Als ich getrunken habe, ging es immer nur um die Party und um das Trinken, die Musik war da zweitrangig. Ich dachte: "Wenn ich Freibier bekomme, habe ich einen Grund, Musik zu machen."

Wir haben an der San Diego State University gespielt, ich hatte eine Coverband und sie haben uns mit Freibier bezahlt und ich sagte: "Ich komme jede Woche. Das ist mir scheißegal. Macht mich betrunken." Irgendwann wurden wir dann rausgeschmissen. Das war der beste Gig, aber ich habe ihn ruiniert.

Evan Ball:
Ist das ein abrupter Wechsel als Frontmann von ...

John Feldmann:
Besoffen zu nüchtern?

Evan Ball:
Ja.

John Feldmann:
Scheiße, ja.

Evan Ball:
Ja.

John Feldmann:
Auf jeden Fall. Ich habe "No One Here Gets Out Alive" gelesen, die Geschichte von Jim Morrison, und da dachte ich … "Meine Helden". Und auch ich liebe Guns N' Roses und diese ganze kaputte Geschichte. Das waren meine Helden zu der Zeit. Ich fand es einfach cool, ein torkelnder Idiot auf der Bühne zu sein, aber wenn sich die Perspektive ändert und man es als das sieht, was es ist, ist es einfach nicht mehr unterhaltsam. Es ist einfach nicht toll.

Evan Ball:
Und du bist von Natur aus ein energiegeladener Typ, also glaube ich gar nicht, dass du das brauchst.

John Feldmann:
Ich brauche keine ...

Evan Ball:
.... eine Art ...

John Feldmann:
Nein.

Evan Ball:
... Maskierung.

John Feldmann:
Wenn du mir eine Pistole an den Kopf halten und sagen würdest: "Nimm sofort Koks." würde ich sofort den Notruf wählen. Ich würde meinen Puls überprüfen, ich würde sterben. Das wäre nicht gut. Obwohl ich wahrscheinlich 14 Tassen Espresso am Tag trinke, also vertrage ich das wohl gut.

Evan Ball:
Ja. Du bist nicht nur in einer Band, sondern machst auch viele Sachen in der Musikindustrie: A&R, Produzent, Songwriter. Wenn dich jemand fragt, was du machst, gibt es eine bestimmte Bezeichnung, die du nennst?

John Feldmann:
Ich bin ein Songwriter. Das ist es, was ich mache. Als Produzent werde ich im Grunde genommen engagiert, um zu schreiben und mit Bands zusammenzuarbeiten. Ich bin keine Rick-Rubin-Figur, die hilft ... Rick Rubin ist wirklich großartig darin, einen Haufen Songs zu nehmen und einen Teil eines Songs herauszupicken und zu sagen: "Hey, das ist der Refrain." Und zu einem anderen Song sagt er: "Das ist die Bridge des anderen. Wenn du diese Lieder miteinander verbinden kannst, hast du ein Meisterwerk."

Er ist erstaunlich gut darin, das aus den Künstlern herauszuholen. Ich schreibe Songs, seit ich 12 Jahre alt bin, und 90 % der Künstler, mit denen ich arbeite, wollen, dass ich mit ihnen zusammenarbeite und Musik schreibe. Ich würde also sagen, dass ich am meisten Songs schreibe, weil ich ein Team von Leuten habe, die ... Als ich mit dem Produzieren anfing, habe ich bei meinen ersten Bands wie Showoff und Messed und sogar bei den ersten Goldfinger-Platten alles selbst gemacht.

Ich musste lernen, wie man mit ProTools arbeitet, wie man Schlagzeug und Sound bearbeitet, wie man Snare- und Bassdrum ersetzt, wie man Gitarrenspuren bearbeitet und den Gesang aufnimmt. Ich musste lernen, wie man das alles macht. Bei meinen ersten 12 Alben, die ich produziert habe, habe ich alles selbst gemacht. Ich habe keinen Tontechniker an meine Arbeit gelassen. Und jetzt, wo ich ... Damals brauchte ich nur zwei Alben pro Jahr zu machen.

Ich war wahrscheinlich fünf Monate auf Tournee und habe dann drei Monate für jedes Album gebraucht. Die Plattenbudgets waren groß genug, dass ich mir das leisten konnte. Jetzt muss ich acht bis zehn Alben pro Jahr machen, also ist es einfach ... Was ist das? Das ist ungefähr das 600-fache der Arbeit, die ich machen muss, also habe ich jetzt ein Team.

Ich habe einfach nicht die Kapazitäten oder die Zeit, um einen Song mitzuschreiben, den Gesang aufzunehmen, das Schlagzeug aufzunehmen, die ganzen Aufnahmen zu machen und dann alles zu bearbeiten. Ich habe ein Team von Leuten, die im Hintergrund den Sound bearbeiten und Schlagzeug und Gesang bearbeiten, während ich arbeite. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt als Produzent, aber ich denke, am ehesten bin ich Songwriter.

Evan Ball:
Okay. Das ist vielleicht eine dumme Frage, aber ich glaube, viele Leute sind ein bisschen verwirrt oder verstehen die Rolle eines Produzenten in der Musik nicht so ganz. Du versuchst zum Beispiel, die Songs anderer Leute zu verbessern, aber es muss eine Grenze geben, die du nicht überschreitest. Oder du gehst vom Produzieren zum Songschreiben über? Gibt es da eine Grauzone, in der du ihnen hilfst und dann sagst: „So, jetzt helfe ich nur noch beim Songwriting.“

John Feldmann:
Ja. Als ich 1997 anfing, Platten zu produzieren, gab es ein Glaubwürdigkeitsproblem beim Co-Writing, besonders im Rockbereich. Rockmusiker haben nie wirklich mit jemandem zusammengeschrieben. Ich erinnere mich, dass Aerosmith das taten und es war wie ... Das ist so ziemlich alles, worüber die Leute reden: "Oh, dieser Song wurde geschrieben von ..." Wie heißt der Typ noch mal? Ich habe seinen verdammten Namen vergessen. Dez? Nein. Wen interessiert das schon? Niemand hat es getan, also habe ich Platten produziert, ohne mitzuschreiben. Das änderte sich, als ich mit Popkünstlern wie Ashley Tisdale, Ashley Simpson und Hillary Duff zusammengearbeitet habe. Als ich mit diesen Leuten arbeitete, habe ich für sie mitgeschrieben, weil sie eher auf der Popschiene unterwegs waren.

Dann wurde ich als Songschreiber bekannt, und als ich mit Good Charlotte zusammengearbeitet habe, haben wir zusammen geschrieben und sie hatten einen anderen Produzenten, also hat sich das irgendwie verschoben. Das muss so Anfang der 2000er Jahre gewesen sein, aber ich hatte schon die ersten beiden Used-Alben gemacht und nicht alles mit ihnen zusammen geschrieben. Heute ist es so, dass die meisten Produzenten oder Songschreiber auch als Songschreiber mitarbeiten. Damals war das noch nicht so.

Damals bestand die Aufgabe eines Produzenten darin, das Mikrofon so lange an der Gitarrenmembran zu bewegen, bis man den Sweet Spot gefunden hatte, und das ist auch die Aufgabe eines Tontechnikers. Aber als Produzent hilfst du dabei, den richtigen Sound zu finden. Du sorgst dafür, dass die Snare so klingt, wie du sie haben willst.

Du hast den richtigen Schlagzeugtechniker, der das Schlagzeug so einrichtet, dass es so klingt, wie du es haben willst ... Wenn du versuchst, einen Jon-Bon-Jovi-mäßigen und einen großen, räumlichen Sound zu bekommen, oder wenn du etwas Kleines und Punkrockiges willst … Was auch immer du versuchst, der Produzent leitet die Tontechniker an oder, da ich selbst Tontechniker bin, stelle ich den EQ und die richtigen Kompressoren ein, um den Sound zu erreichen.

Evan Ball:
Okay.

John Feldmann:
Und dann sitze ich da mit dem Musiker und sage: "Das musst du noch mal spielen." Oder: "Der Refrain hat sich nicht ... Du könntest dieses andere Bass-Riff ausprobieren." Oder ich habe eine Gitarre in der Hand und zeige, was mir vorschwebt, und sie ahmen es entweder nach oder schreiben ihre eigene Version des Bassriffs oder der Gitarrenidee, die ich habe. Sie übernahmen es oder sagen: "Oh, ich kann etwas Besseres machen."

Dabei ging es mehr um die Aufnahme der Musik als um das Schreiben der Musik. Aber jetzt gibt es, wie gesagt, auch Produzenten wie Rick, die nicht unbedingt die Mikrofone bewegen und auf den Aufnahmeknopf drücken, sondern denen es mehr darum geht, den besten Inhalt, die beste Kunst vom Künstler zu bekommen. Und dann gibt es da noch Jack Antonoff, der ein echter Macher ist, der spielt... Ich kenne Jack ein bisschen. Er spielt so ziemlich alles auf all seinen Platten, also gibt es da ein größeres Pensum an Produzententätigkeiten.

Evan Ball:
Na gut. Lass uns eine kurze Pause machen, zurückkommen und ein bisschen mehr über das Produzieren und die verschiedenen Projekte sprechen, an denen du beteiligt warst. Und auch über Tipps für Bands.

Evan Ball:
Gibt es einen Unterschied zwischen der Arbeit mit etablierten Künstlern und der mit aufstrebenden Künstlern?

John Feldmann:
Je erfolgreicher der Künstler ist, desto bescheidener ist er in der Regel. Je größer der Künstler ist, desto offener ist er, Dinge auszuprobieren, und desto eher will er mit dir zusammenarbeiten. Oftmals sind es jüngere Künstler ... Selbst heute werde ich noch dazu überredet, einem Freund einen Gefallen zu tun. Dann kommt eine junge Band zu mir und wir schreiben gemeinsam einen tollen Song, der ihnen zu einem Vertrag verhelfen könnte.

Und dann nehmen sie ihn und der Gitarrist, der zu Hause festgesessen hat und nicht hier sein konnte, reißt ihn in Stücke, weil er nicht dabei war, und macht den ganzen Song kaputt. Das passiert ständig mit unerfahrenen Schreibern oder Künstlern, und ab und zu fällt mal einer durch das Raster.

Heute, nach 30 Jahren Karriere, arbeite ich nicht mehr mit so vielen Künstlern zusammen, aber als ich angefangen habe, erinnere ich mich, dass TSS aus Venice die erste Band war, die ich produziert habe. Wir haben vier Songs aufgenommen und dann kam Song Nummer fünf und sie fragten: "Hilfst du uns bei den Gang Vocals?" Wir waren ungefähr 10 Leute in der Gruppe.

Und sie sagten: "Okay, der Text lautet: 'White Power'". Und ich dachte: "Oh, Scheiße. Was zum Teufel ist das? Wer ist diese verdammte Band?" Ich habe sofort alles abgeschaltet. Ich sagte: "Ich kann damit nichts zu tun haben." Denn ich hatte keine Ahnung und es war wie ... Ab und zu muss man sich also mit etwas beschäftigen, das ein bisschen daneben ist und ich musste das beenden. Aber im Großen und Ganzen sind die meisten Musiker so, dass sie Kunst schaffen und zusammenarbeiten wollen.

Evan Ball:
Interessant. Ich hätte gedacht, dass es eher die Newcomer sind, die sagen: "Egal, was du denkst, wir sind einfach froh, hier zu sein." Aber-

John Feldmann:
Ich weiß. Das hätte ich auch gedacht. Denn als ich jung war, produzierte Tommy Lee die Electric Love Hogs und er war ... Mötley Crüe waren die größte Band der Welt und sie waren ... Sie waren Legenden, und so saß ich mit Tommy zusammen und [Durcheinandergerede 00:29:18]-

Evan Ball:
Das war alles in den frühen 90ern?

John Feldmann:
... Ich wollte lernen. Das war so 1990 ...

Evan Ball:
Okay.

John Feldmann:
... als er die Electric Love Hogs produzierte. Ich hörte mir also eine Geschichte nach der anderen an ... Er erzählte mir von Ozzy und davon, wie er sich Ameisen in die Nase gezogen hat, all diese tollen Geschichten. Wenn er mir gesagt hat, ich solle den Part noch einmal singen, sagte ich: "Scheiße, ja, ich singe ihn noch einmal für dich, denn ich glaube dir, ich vertraue dir und du hast Erfahrung."

Es ist eine Herausforderung, wenn Kids kommen und denken ... Kids, die in einem Handyladen arbeiten, denken, sie wüssten es besser, oder sie denken, ihre Kunst sei anders als die aller anderen, die jemals Musik gemacht haben. Es ist wie: "Viel Glück." Das ist alles, was ich sagen kann: Viel Glück und ich werde nie wieder mit ihnen arbeiten. Das ist der Deal, denn ich habe weder die Zeit noch die Kapazitäten dafür. Da schaue ich lieber meinem Kind dabei zu, wie es Fortnite spielt.

Evan Ball:
Was macht deiner Meinung nach einen guten Produzenten aus?

John Feldmann:
Geduld und die Fähigkeit ... Ja, Geduld und die Fähigkeit, mit jemandem umzugehen, der sich in einer schlechten Lebenssituation befindet, die Aufnahme aber trotzdem fertig bekommen muss. Also zuhören können. Zuhören können, was derjenige in seinem Leben gerade durchmacht, sei es eine Trennung oder etwas in der Familie, oder vielleicht fühlt er sich geistig nicht so gut und dann sollte man sich hinsetzen und mit ihm reden. Ich meditiere viel und wir machen morgens kalte Bäder im Pool. Bei der Hitze, die wir gerade haben, machen wir morgens zuerst kalte Bäder. Es geht also wirklich um ...

Evan Ball:
Interessant.

John Feldmann:
Es geht um die Psychologie der Performance, denn ich kann einen wirklich guten Bass- oder Gitarrenpart auch vortäuschen. Mit einem Schlagzeuger kann man sogar arbeiten, wenn er nicht gut drauf ist, aber bei einer Gesangsdarbietung, wenn der Sänger nicht gut drauf ist ... Ich muss es fühlen.

Wenn ich es nicht fühle, wird die Welt es auch nicht fühlen. Wenn ich die Wut, die Leistung oder die Traurigkeit nicht fühle, wird es auch niemand anderes fühlen, also müssen sie mich etwas fühlen lassen. Also müssen sie mich dazu bringen, dass ich etwas fühle. Wenn sie also psychologisch gesehen einfach nur platt sind und ich nichts fühle, ist das für alle eine Zeitverschwendung. Dann breche ich die Sitzung ab und wir müssen darüber reden und sie dazu bringen, das zu fühlen, was sie durchgemacht haben, als sie den Text geschrieben haben.

Evan Ball:
Du hast also schon Pop-, Metal- und Punk-Alben gemacht. Gibt es etwas, das in deiner Karriere besonders hervorsticht? Bestimmte Projekte?

John Feldmann:
The Used waren die Band, die mich von einem unbekannten Produzenten zu einem echten Star gemacht hat. So habe ich Rick Rubin kennengelernt. Ich habe Rick Rubin kennengelernt, als er versucht hat, Goldfinger unter Vertrag zu nehmen und er war immer der Größte. Ich erinnere mich, dass einer seiner Assistenten zu mir kam und sagte: "Rick weiß jetzt, wer du bist". Ich sagte: "Scheiße, ja. Endlich habe ich es geschafft."

Es hat sich so angefühlt, als ob The Used meinen Weg beeinflusst hätten, und dann habe ich all diese Emo-Bands gemacht, wie Story Of The Year und Cute Is What We Aim For und einfach einen Haufen ... Ich war bekannt als der Emo-Produzent. Ich war für das My Chemical Romance-Album und all diese Sachen zuständig. Dann trat Emo in den Hintergrund und Dance kam auf. Avicii kam auf, Skrillex kam auf.

Skrillex war Teil dieser Szene, also habe ich mit ihm in seiner Übergangsphase zusammengearbeitet, als er noch Sonny And The Blood Monkeys hieß, als er Dubstep gemacht und dazu gesungen hat. Wir haben ungefähr vier Songs zusammen gemacht, was verdammt toll war. Der Typ ist unglaublich.

Evan Ball:
Du sagst, für eine Band oder eine Pop-Band [Durcheinandergerede 00:32:39] war er sehr jung.

John Feldmann:
Er war in From First To Last, das war eine Emo-Band.

Evan Ball:
Okay.

John Feldmann:
Dann löste sich die Band auf oder er verließ die Band, gründete Sonny And The Blood Monkeys und wurde dann Skrillex, nahm den Gesang raus und machte einfach sein eigenes Ding ... Was er macht, ist unvergleichlich. Der Typ ist so talentiert in der Produktion, er ist einfach unglaublich.

Es gab eine Art Übergangszeit, dann hatte ich Panic! At The Disco, was eine großartige Überwindung der Emo-Phase war, und dann habe ich bei 5 Seconds Of Summer mitgearbeitet, was mich in eine ganz andere ...

Evan Ball:
Wow.

John Feldmann:
... Dimension der Pop-Produktion gebracht hat.

Evan Ball:
Hast du einen Rat für Bands? Wie wird eine Band heute wahrgenommen?

John Feldmann:
Gott, es ist so viel einfacher als damals, als ich ... Leichter bedeutet, dass es viel einfacher ist, entdeckt zu werden, wenn man Erfolg haben will, als zu meiner Jugendzeit, als wir Flyer bei Kinko's gedruckt haben und die Laternenpfähle tapezieren und bekleben mussten und so weiter. Bevor es das Internet gab, war es wirklich schwer, für sich selbst zu werben. Du musstest in Clubs Flyer verteilen, was die Leute sicher immer noch tun. Ich bin mir sicher, dass die Leute bei Konzerten immer noch mit Flyern stehen und so. Ich bin mir sicher, dass das immer noch passiert, aber seit es das Internet gibt, wird deine Musik, wenn sie gut ist, auch entdeckt. Wenn deine Musik gut ist, bist du verdammt, du bist verdammt. Du musst einfach verdammt gut sein.
Als ich Twenty One Pilots zum ersten Mal gehört habe, dachte ich mir: "Das ist doch klar". Sie klangen anders als alle anderen. Der Sänger war so verdammt glaubwürdig. Das Schlagzeug war der Wahnsinn und den Musikstil hatte ich noch nie zuvor gehört. Das war natürlich in einer Zeit, in der es alles gab. Facebook und Twitter und all das gab es schon, und sie waren einfach so einzigartig und so gut.

Evan Ball:
Das Problem mit Künstlern ist, dass jeder denkt, er hätte gute Songs. Es fühlt sich ja auch so an, oder? Wenn man sie nicht gut finden würde, würde man sie nicht schreiben. Wenn nur die richtige Person sie hören würde … Wie wird man am besten gehört? Spielt man so oft wie möglich live oder stellt man Videos auf YouTube?

John Feldmann:
Es ist auf jeden Fall das Internet, ganz klar. Live zu spielen ist cool. Ein Freund von mir spielt in einer Band namens Repeater, einer Art Throwback-Punk-Band aus San Diego, und sie spielen Live-Shows und die Leute kommen. Sie spielen auf Hinterhofpartys und es gab schon immer Bands wie Dune Rats und Fidlar, die einfach nur Punkbands sind und es immer noch lieben.

Ich erinnere mich an Zach von Fidlar. Ich habe ein Video von ihm gesehen, in dem jemand auf die Bühne kam, um ein Selfie zu machen, und er hat ihm einfach das Handy aus der Hand geschlagen, so dass es kaputt ging, und ich dachte: "Das ist so toll. Das gibt es immer noch, aber 99 % der Menschen leben mit ihren Handys, wie alle anderen auch ...

Sieh mal, wenn es CKY oder Jackass oder so heute gäbe, was auf TikTok ja der Fall ist … Es gibt Leute, die wirklich witzig sind und wirklich dummes Zeug machen und Leute in der Öffentlichkeit nerven und das filmen. Das wird bemerkt. Meine Tochter ist auf TikTok und die Videos, die toll sind, haben hunderte von Millionen Views.

John Feldmann:
Und die, die wie der kleine [Nosac Scott 00:36:05] entdeckt wurden, weil er diesen einzigartigen Song auf TikTok gemacht hat. Er klingt anders als alle anderen. Du musst einfach kreativ sein ... Du kannst auch ohne Geld und mit deinem verdammten Telefon kreativ sein, aber du musst großartig sein. Das ist das Entscheidende.

Evan Ball:
Genau.

John Feldmann:
Früher, in den späten 80er Jahren, wurden all diese Bands unter Vertrag genommen. Als Poison und Mötley Crüe so erfolgreich waren, gab es all diese Bands, die genau wie sie klangen. Faster Pussycat, Tesla und Tough, all diese Bands, und sie bekamen alle einen Plattenvertrag, nur weil sie wie jemand anderes klangen. So etwas gibt es heute nicht mehr.

Man muss einen einzigartigen Stil haben und das gibt es zur Genüge. Leute wie Billie Eilish … Nichts klingt wie sie. Adele … Niemand klingt wie sie. So sieht das heutzutage aus. Du musst einfach unglaublich sein.

Evan Ball:
Du hattest eine unglaubliche Karriere, die immer noch anhält. Kannst du rückblickend einen Höhepunkt oder einen Tiefpunkt nennen?

John Feldmann:
Der Tiefpunkt war, als meine Band aufgelöst wurde und ich wieder für 6 Dollar die Stunde arbeiten musste, das war definitiv ein Tiefpunkt [Durcheinandergerede 00:37:13]-

Evan Ball:
Okay.

John Feldmann:
All diese verdammten alten Damen kamen mit ihren Furunkeln und Hühneraugen an den Füßen und wollten mir ihre medizinischen Probleme zeigen. Ich erinnere mich, dass wir als Vorgruppe von Ugly Kid Joe in Europa aufgetreten sind, und all das, was ich damals für toll gehalten habe, verschwand einfach.

Ich erinnere mich, dass dieser Typ, Riki Rachtman, eine Show auf KNAC hatte, das war der Metal-Radiosender. Er kam in den Laden und ich tat so, als würde ich nicht dort arbeiten, weil er mich von den Electric Love Hogs kannte und ich sagte: "Oh hey, was geht ab, Riki?" Er sagte: "Ich muss mir nur ein Paar Schuhe kaufen." Ich bin einfach ins Bad gegangen. Ich musste so tun, als würde ich hier nicht arbeiten. Das war also definitiv ein Tiefpunkt.

Der Höhepunkt waren zwei Grammy-Nominierungen für Platten, die ich ... The Fever ist eine Band, die ich zusammen mit Jason, dem Sänger, gegründet und bekannt gemacht habe. Ich habe sie unter Vertrag genommen, ihnen einen Manager besorgt und ihnen von Anfang an geholfen. Dann wurden sie mit einem Song, den ich mitgeschrieben und produziert habe, für die „Rockperformance des Jahres“ nominiert.

Und dann mit Blink-182 … „California“, das Album, das ich produziert und mitgeschrieben habe, das für das Rockalbum des Jahres nominiert wurde. Das sind definitiv die Höhepunkte meiner Karriere.

Evan Ball:
Wenn, sagen wir, der 1514 Jahre alte John Feldmann nach vorne schauen und dich jetzt sehen könnte … Würdest du das glauben?

John Feldmann:
Pardon, ich glaube, als Jugendlicher hätte ich gesagt: "Verdammter Kommerz". Weißt du, was ich meine? Ein Teil von mir ist einfach Punk und früher habe ich so Sachen gesagt, wie Anarchie, und nichts zählt, und scheiß auf Autoritäten und all das. Aber ich glaube, da war immer so eine leise Stimme in mir, die …

Ich erinnere mich daran, wie ich mich als Kind nachts rausgeschlichen habe, um Gras zu rauchen, und wie ich, als ich volljährig wurde, ins Weltall geschaut habe und sagte: "All diese Sterne … Was bedeutet dieses Leben? Und warum sind wir hier?“ Dieses Gefühl der Überwältigung … „Was bedeutet das alles?"

Dieses Kind wäre verdammt begeistert, wenn es meine Frau und all das sehen würde: "Heilige Scheiße".

Evan Ball:
Das gibt eine Menge Bestätigung.

John Feldmann:
Ja, es war alles so wechselhaft. Ich war einfach ein schrecklicher Schüler. Ich war nie ein guter Schüler. Ich hatte schon immer ADHS, ich hatte schon immer Suchtprobleme und all das, seit ich ein Kind war. Es war also nicht einfach, und es ist für niemanden einfach. Ich glaube, 16 ist für die meisten Menschen das schwierigste Jahr, in dem sie erwachsen werden und Sex und all diese Dinge entdecken. Zu wissen, dass alles in Ordnung wird …  Gott, ich wünschte, ich könnte zurückgehen und dem Kind auf die Schulter klopfen und sagen: „Weißt du was? Mach dir nicht so viel Stress wegen dieser Scheiße.“

Evan Ball:
Glaubst du, wenn du heute wieder zur Schule gehen würdest, würde es dir Spaß machen?

John Feldmann:
Das kommt ganz darauf an, denn ich beschäftige mich sehr stark mit dem, was ich liebe. Ich habe gerade einen neuen Computer bekommen und liebe es, die ProTools-Karten und den Speicher einzubauen und alles zusammenzustellen ... Ich liebe Equipment, ich liebe Gitarren, ich liebe Mikrofone. Ich liebe das einfach alles.

John Feldmann:
Ich bin also sehr konzentriert, wenn es um meine Arbeit geht, aber wenn ich zurück in die Schule gehen und Trigonometrie lernen müsste, wäre das wahrscheinlich eine Katastrophe. Aber als Erwachsener liebe ich Sprachen, ich liebe Geschichte. Es gibt eine Menge Dinge, die ich liebe, und ich bin mir sicher, dass ich mich jetzt auf Dinge konzentrieren würde, die mich interessieren und die mich als Kind nicht interessiert haben.

Evan Ball:
Hast du dir jemals Gedanken darüber gemacht, wie dein Leben ausgesehen hätte, wenn du nie auf eine Band oder eine Gitarre gestoßen wärst?

John Feldmann:
Natürlich, ja. Ich denke, dass ich in meiner Arbeit viel mit Menschen zu tun habe, also würde ich in Zukunft wahrscheinlich als Therapeut oder in der Reha oder in der Psychologie arbeiten. Als Kind dachte ich immer, ich würde mit Tieren arbeiten, denn ich wollte Tierarzt werden.

Evan Ball:
Okay. Ja. Du bist vor allem als Sänger bekannt, aber du spielst auch Gitarre und Bass, alles mit Ernie-Ball-Saiten.

John Feldmann:
In meinem Studio spiele ich auch mit Ernie-Ball-Gitarren. Ich habe gerade heute erst auf der Axis gespielt. Ich habe gerade ein paar Sachen für The Fever mit der Axis aufgenommen.

Evan Ball:
Oh, schön.

John Feldmann:
Das klingt unglaublich.

Evan Ball:
Schön.

John Feldmann:
Ja.

Evan Ball:
Okay. Letzte Frage. Wusstest du, dass nur einer von 2.500 Menschen mit Schwimmhäuten an den Zehen geboren wird?

John Feldmann:
Oh Gott, ich bin stolz auf die [Durcheinandergerede 00:41:40]-

Evan Ball:
Ich bin einer von ihnen.

John Feldmann:
Oh, wirklich?

Evan Ball:
Ja.

John Feldmann:
Ich schwimme wie ein Wahnsinniger. Du auch?

Evan Ball:
Ich kann nicht sehr gut schwimmen.

John Feldmann:
Okay. Seelenverwandte ...

Evan Ball:
Siehst du.

John Feldmann:
... mit Schwimmhäuten an den Zehen.

Evan Ball:
Ja. John Feldmann, danke, dass du beim Podcast mitgemacht hast.

John Feldmann:
Danke, dass ich dabei sein durfte. Es war mir ein Vergnügen.

Evan Ball:
Danke, dass du Striking A Chord eingeschaltet hast, einen Podcast von Ernie Ball. Danke an John Feldmann, dass er seine Weisheit und einige unterhaltsame Geschichten weitergegeben hat. Wenn du Lust hast, gib uns doch eine nette Bewertung in deiner bevorzugten Podcast-App. Wenn du uns kontaktieren möchtest, schreib eine E-Mail [email protected].

John Feldmann:
Ja, meine Kinder haben keine Schwimmhäute an den Zehen.

Evan Ball:
Ja. Nein, das ist selten.

John Feldmann:
Ja.

Evan Ball:
Ich habe ihnen gesagt: „Es tut mir Leid, dass ihr keine bekommen habt. Es tut mir Leid.“

John Feldmann:
Du hast Kinder?

Evan Ball:
Ja, zwei Töchter.

John Feldmann:
Oh, okay. [Durcheinandergerede 00:42:32]-

Evan Ball:
"Ich will keine, Daddy."

John Feldmann:
Ja.

Evan Ball:
"Ich will das nicht."

John Feldmann:
Meine Kinder sagen: „Ieh, das ist so eklig."

Evan Ball:
Ja.