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Joe Hottinger

In this episode we speak with Halestorm guitarist Joe Hottinger about the group’s amazing journey from local bar band to Grammy award-winning artists. Joe discusses his development as a guitar player, his first meeting with Lzzy and Arejay Hale, his life in Nashville, his influences, and much more.

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Transcript

Evan Ball:
Hallo, willkommen zu „Striking a Chord“, dem Podcast von Ernie Ball. Ich bin Evan Ball. Heute haben wir Joe Hottinger in unserer Sendung, den Gitarristen von Halestorm. Wir sprechen heute z. B. darüber, wie er Lzzy Hale kennenlernte und wie er Teil der Band wurde, über seine frühen Versuche, Leadgitarrist zu werden, und über Halestorms Weg von einer lokalen Band zu Rockstars. Wir reden auch über das Leben in Nashville und seine Inspirationen, von Nirvana bis Jeff Buckley. Und natürlich sprechen wir auch über den aktuellen Stand seiner Band und über Musik im Allgemeinen.

In den ersten Wochen der Corona-Lockdowns konnte ich einige Interviews online führen. Seitdem hat sich zwar einiges geändert, für Bands jedoch kaum, also wird Corona auch weiterhin Thema sein, wenn diese Episoden veröffentlicht werden. Und jetzt, meine Damen und Herren: Joe Hottinger.

Evan Ball:
Joe Hottinger, herzlich willkommen zum Podcast.

Joe Hottinger:
Hey, Mann. Danke, dass ich dabei sein darf.

Evan Ball:
Ja. Das ist unser erstes Video-Interview im Lockdown-Jahr.

Joe Hottinger:
Ja.

Evan Ball:
Vielleicht können wir damit anfangen? Wie schätzt du die Lage der Musikindustrie aktuell ein?

Joe Hottinger:
Tja, welche Musikindustrie?

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Nein, im Ernst, es ist verrückt. Es ist chaotisch und ein Umbruch auf eine wirklich seltsame und sehr passive Art und Weise. Natürlich streamt jetzt jeder alles, was wirklich cool ist, weil man so einen Künstler sehen kann, der live singt und irgendwie im Moment ist, weißt du?

Evan Ball:
Ja, ja [Durcheinandergerede 00:01:47]-

Joe Hottinger:
Es ist aufregend. Es kommt zwar nicht annähernd an ein echtes Live-Erlebnis heran, aber es ist toll. Wir leben heute in einer noch nie dagewesenen Zeit, die sich befremdlich anfühlt. Deshalb ist es irgendwie beruhigend, so Musik hören zu können und sich ein bisschen mehr mit den Menschen verbunden zu fühlen. Wir haben seltsamerweise wirklich viel zu tun, weil wir viele Streaming-Sachen und Interviews machen. Es ist eine Reise. Irgendwie ist es auch schön, so mit den Leuten in Kontakt zu kommen.

Joe Hottinger:
Ich glaube, bei vielen Menschen findet eine Art Erwachen statt, ein Reset. In meinem Leben passiert das auch. Ich habe das Gefühl, dass ich mein Leben neu ausrichte. Es ist eine Gelegenheit, neu anzufangen, und ich hoffe, dass im Musikgeschäft... Ich weiß nicht, wie dieser Neuanfang aussehen wird. Es ist verrückt. Das ist Teil der aktuellen Diskussion, die gerade stattfindet.

Evan Ball:
Ja. Ich meine, es könnte eine Art verrückte Renaissance der Kreativität sein, weg von Memes hin zu Musik, die zuhause aufgenommen wird. [Durcheinandergerede 00:02:56]-

Joe Hottinger:
Ja. [Durcheinandergerede 00:02:56]-

Evan Ball:
Es ist schwer vorherzusagen, was dabei herauskommen wird.

Joe Hottinger:
Wir haben sowieso vor, diese Zeit zum Schreiben zu nutzen. Wir sollten eigentlich Anfang März anfangen und haben das auch getan. Wir schreiben, es läuft also alles nach Plan. Nicht wirklich, die Rhythmus-Section kann das nicht. Lzzy und ich wohnen zusammen, also sind wir einfach hier, machen Musik, puzzeln und schauen Filme. Gott sei Dank. Es ist so schön, mit jemandem zusammen zu sein, der so kreativ ist wie sie. Das ist inspirierend. Ich glaube nicht, dass wir beim Schreiben schon so richtig in Schwung gekommen sind. Wir kämpfen immer noch damit, das Ganze zu verstehen und zu verarbeiten. Aber wir haben ja Zeit, also ist es in Ordnung.

Evan Ball:
Ihr seid eine Band, die sehr viel auf Tour ist [Überschneidung 00:03:40]-

Joe Hottinger:
Ja [unhörbar 00:03:41].

Evan Ball:
Ja. Es gibt im Moment so viele unbekannte Variablen. Vermutlich drückst du selbst beim Neuplanen einer Tournee noch die Daumen, dass es dann klappt.

Joe Hottinger:
Ja. Ich bereite mich mental immer noch auf die mageren Monate vor. Es ist verrückt. Alles, was dieses Jahr bisher geplant war, wurde... Nicht alles in diesem Jahr. Wir haben im Sommer noch einiges vor. Ich habe das Gefühl, dass es das ganze Jahr so weitergeht und wir erst nächstes Jahr wieder eine Show spielen können. Ich hoffe nicht, aber ich bereite mich irgendwie [Durcheinandergerede 00:04:14] darauf vor. Das ist Wahnsinn. Wir haben noch nie ein Jahr lang keine Show gespielt... Seit 20 Jahren nicht mehr. Und eigentlich ist das unsere Droge, unsere Lieblingsbeschäftigung sind Rockshows. Es ist verrückt.

Evan Ball:
Ja, das stimmt.

Joe Hottinger:
Die Streaming-Sache ist wie ein kleiner Trost, aber es ist nicht dasselbe. Du fühlst nicht
dieselbe Energie.

Evan Ball:
Nein, und ich sollte darauf hinweisen, dass wir diesen Podcast am 1. April aufnehmen. Wahrscheinlich wird er in einem Monat oder so ausgestrahlt, weil sich die Dinge so schnell ändern. Wir wissen nicht einmal, wie es in einem Monat aussieht, aber [Überschneidung 00:04:44]-

Joe Hottinger:
Ja, genau.

Evan Ball:
Ja. Ich glaube, es ist für jeden seltsam, zu Hause eingesperrt zu sein, aber ich denke, besonders seltsam für Leute, die wie du daran gewöhnt sind, auf der Straße zu leben.

Joe Hottinger:
Ja. Die Straße ist wirklich unser Zuhause. Wenn wir zu Hause sind, ist es wie Urlaub.

Evan Ball:
Kannst du gute Puzzle oder Filme empfehlen?

Joe Hottinger:
Ja. Wir haben einen kleinen Spieleschrank und ich habe dort dieses ungeöffnete Puzzle
von vor drei oder vier Jahren gefunden, das uns ein Fan geschenkt hat. Es war ein Foto von Ronnie James Dio, das zu einem Puzzle verarbeitet wurde.

Evan Ball:
Oh, okay.

Joe Hottinger:
Ich dachte mir: „Oh, toll! Wir haben ein Dio-Puzzle!“ Ein kleines 500-Teile-Ding. Ich nahm es heraus und machte es in drei oder vier Tagen fertig. Ich dachte mir: „Oh, toll. Dieses Dio-Puzzle.“ und dachte: „Ich will noch ein Puzzle. Das hat Spaß gemacht.“ Anscheinend hatte jeder diese Idee, denn auf Amazon gab es quasi keine Puzzles, kein einziges. Es gab einfach keine mehr. Ich meine, klar, Puzzle sind total belanglose Artikel und vermutlich gab es dafür einen guten Grund. Aber es gab nur eines mit zweitägigem Versand, bei dem es nicht hieß: „Das kommt in zwei Monaten.“ Ich habe dieses Puzzle gekauft und jetzt ist mein einziges Problem, dass es aus 18.000 Teilen besteht.

Evan Ball:
So ein Puzzle habe ich noch nicht gemacht.

Joe Hottinger:
Es ist buchstäblich 9 mal 6 Zoll groß und besteht aus winzigen Teilen und wird in vier Beuteln geliefert. Jeder davon hat 4500 Teile, also bin ich immer noch am ersten dran. Es ist großartig. Ich bin ganz aufgeregt [Durcheinandergerede 00:06:09]-

Evan Ball:
Okay.

Joe Hottinger:
Es ist total verrückt.

Evan Ball:
Ja, das ist ein Projekt. Wie sieht es mit den Einnahmequellen für Künstler im Allgemeinen aus? Ich weiß nicht, ob Bands viel Merch online verkaufen. Ich würde schätzen, das meiste passiert auch bei Live-Shows.

Joe Hottinger:
Ja. Wir sind keine große Online-Merch-Band. Es läuft ganz gut, aber es ist nicht so viel Geld, dass man sich über Wasser halten kann. Wir haben Glück. Wir hatten so viel Glück in unserer Karriere und haben uns den Arsch aufgerissen, um dahin zu kommen, wo wir jetzt sind. Wir schaffen das schon. Wir versuchen, unsere Crew über Wasser zu halten, weil sie dieses Jahr nicht arbeiten wird. Wir tun, was wir können, aber es sind magere Zeiten. Ich denke am interessantesten wird das neue Musikbusiness sein, das daraus vermutlich entsteht.

Joe Hottinger:
Ich weiß nicht, wie es genau aussehen wird, aber die Leute werden kreativ. Die Leute machen Live-Shows online. Code Orange macht wirklich coole Sachen, aber ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was wir tun werden. Wir sprechen gerade mit unserem Management, um herauszufinden, was die nächsten Schritte in unserem Leben sein werden, und es ist verrückt, darüber nachzudenken.

Evan Ball:
Ja. Sitzt du gerne mit einer Akustikgitarre auf der Couch oder so und dudelst einfach vor dich hin, bis dir etwas einfällt?

Joe Hottinger:
Manchmal. Ich weiß nicht, ich muss in der Stimmung sein, herumzusitzen... Wir haben ein Studio im Keller, da sitze ich gerne und oben habe ich eine Riffstation. Wir wohnen an einem See mit direktem Blick darauf, also kann ich Riffs spielen und auf das Wasser schauen oder runter ins Studio gehen und produktiv sein.

Evan Ball:
Ja, okay.

Joe Hottinger:
Ich schaue gerne Serien und so. Am Ende des Tages schaue ich vielleicht eine Folge pro Tag. Ich kann nicht einfach nur dasitzen und etwas anschauen. Ich werde zu kribbelig. Das mag ich nicht.

Evan Ball:
Ja, ja. Was machst du noch außer Puzzles?

Joe Hottinger:
Eigentlich nur Musik machen.

Evan Ball:
Okay, gut.

Joe Hottinger:
Wir kochen eine Menge Essen. Wir haben uns ein paar Wochen vorher auf den Lockdown vorbereitet und eine Menge tiefgekühlter [unhörbar 00:08:08] Lebensmittel besorgt, weil wir wussten, was auf uns zukommt.

Evan Ball:
Ja, ja.

Joe Hottinger:
Wir haben gewissermaßen einen Übervorrat. Wir hängen hier nur rum und gehen an schönen Tagen angeln und wir versuchen, an der Musik zu arbeiten. Wir versuchen, produktiv zu bleiben, weißt du?

Evan Ball:
Wohnt deine ganze Band in der Nähe?

Joe Hottinger:
Ja.

Evan Ball:
Ihr könntet also alle zusammen unterkommen und die nächsten fünf Alben schreiben?

Joe Hottinger:
Nein, das wäre cool. Wir haben aufgehört, uns zu treffen, als die Anordnung zum Social-Distancing herauskam, weil die Jungs vorher jeden Tag vorbeikamen. Wir arbeiten gerade an neuer Musik und, ich weiß nicht, wir haben beschlossen, kein Risiko einzugehen. Keiner von uns will krank werden und-

Evan Ball:
Gute Entscheidung.

Joe Hottinger:
Wenn einer von uns krank wird, will ich nicht, dass der Nächste krank wird und seine Familie und so weiter.

Evan Ball:
Ja. Man kann auch viel aus der Ferne machen.

Joe Hottinger:
Ja, und ehrlich gesagt, machen Lzzy und ich nur Demos und arbeiten sie dann mit den Jungs aus. Sie haben kleine, transportable Studios und lassen sich was einfallen. Wenn das alles vorbei ist, setzen wir uns zusammen und machen weiter, weißt du?

Evan Ball:
Ja. Seid ihr in der Gegend von Nashville?

Joe Hottinger:
Ja.

Evan Ball:
Ich weiß, dass es dort wahnsinnig viele Musikerinnen und Musiker gibt. Warum habt ihr euch ausgerechnet in Nashville niedergelassen und nicht in einer anderen Stadt?

Joe Hottinger:
Ich bin meinen Gitarren gefolgt und wir haben unsere zweite Platte aufgenommen, für die wir zum ersten Mal einen Tourbus benutzt hatten, ich glaube, das war vor acht Jahren. Die ersten paar Touren, die wir gemacht haben... Wir kommen aus Pennsylvania. Während wir die zweite Platte machten, beschlossen Lzzys Eltern, bei denen all unsere Sachen in ihrem Haus in Pennsylvania gelagert waren, nach Florida zu ziehen. Als wir mit der zweiten Platte fertig waren, landeten wir also in Florida. Wir haben nirgendwo richtig gewohnt, weißt du?

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Am Ende sind wir nach Florida gegangen, weil meine Eltern auch dort waren, gar nicht so weit weg. So lebte jeder irgendwie mit seinen Eltern. Wenn wir eine Tournee starteten, hatten wir unser ganzes Equipment dort und der Tourbus kam nach Nashville und holte uns in Florida ab. Wir fuhren die Strecke ab, setzten uns in Florida ab und der Tourbus fuhr zurück. Das nennt man Dead Head, weil außer dem Fahrer niemand im Bus saß, um von Nashville nach Florida und zurück zu fahren, und jede Tour kostete uns um die 10 Riesen pro Tour, nur damit der Bus uns abholte und wieder absetzte.

Evan Ball:
Oh, wow.

Joe Hottinger:
Wie auch immer, das waren typische Busunternehmen, die man benutzt. Es gibt viele davon in Nashville. Nach zwei Touren sagten wir uns: „Okay, es ist billiger, alle nach Nashville zu fliegen, die Ausrüstung zu holen und in den Bus zu steigen, als den Bus zu nehmen", weißt du?

Evan Ball:
Ja, ja.

Joe Hottinger:
Es war eine geschäftliche Entscheidung, und wir sagten: „Okay, wir ziehen mit dem Equipment um“, und ich dachte mir: „Wenn meine Gitarren mitkommen, dann gehe ich auch. Ich kann mir jetzt eine Wohnung leisten. Wie auch immer.“ Oder?

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
„Ich gehe“, und das taten wir und verliebten uns sofort in die Stadt. Es gibt hier viel Musik, natürlich, ist es Music City. Es gibt überall Musiker und sie sind alle fantastisch. In den ersten paar Monaten stießen wir zufällig auf diese Rock N' Roll Residency, die zu der Zeit stattfand. Diese Jungs spielen jetzt für Ace Frehley und Gene Simmons und all die Jungs von Accept.

Joe Hottinger:
Damals trafen sie sich jeden Dienstagabend, um 70er-Jahre-Rock zu spielen, mit Gastmusikern. Sie sahen Lzzy und mich dort und sagten: „Kommt doch auf die Bühne und spielt mit uns“, also haben wir das getan und wurden sozusagen in die Rock'n'Roll-Familie dieser Stadt aufgenommen. Es gibt so eine tolle Rock'n'Roll-Familie in dieser Stadt. Hier gibt es einige der nettesten und besten Leute aus einer Reihe von wirklich legendären Bands. Das ist cool. Ich liebe es.

Evan Ball:
Ein wirklich einzigartiger Ort. Ich war schon eine Weile nicht mehr dort. Letzten Sommer war ich mit meinem Cousin auf der NAMM. Wir schauten uns viel von diesem Musikkram an und besuchten das ein oder andere Studio. Ich hatte keine Ahnung, dass die Stadt so etwas wie das Zentrum für Junggesellinnen ist... viel mehr noch als Vegas. Es war der Wahnsinn. Ich weiß nicht, ob es nur an diesem Wochenende war oder ob das [Überschneidung 00:11:59]-

Joe Hottinger:
Nein [Durcheinandergerede 00:12:00]-

Evan Ball:
…Immer so ist.

Joe Hottinger:
Das ist immer so. Das war so in den letzten fünf oder sechs Jahren. Es ist einfach verrückt geworden in der Stadt.

Evan Ball:
Die letzte Sommer-NAMM, auf der ich war, ist wahrscheinlich 12 oder 15 Jahre her und jede Bar auf dem... Das ist der Broadway, richtig? Die Hauptstraße dort?

Joe Hottinger:
Ja, ja.

Evan Ball:
In jeder Bar am Broadway gab es einen mitreißenden Country-Gitarristen, und dieses Mal waren es nur noch reine Coverbands.

Joe Hottinger:
Ja, es ist seltsam [Überschneidung 00:12:26]-

Evan Ball:
Außer [Durcheinandergerede 00:12:26]-

Joe Hottinger:
Es gibt nur eine… [Durcheinandergerede 00:12:27]-

Evan Ball:
Roberts [Durcheinandergerede 00:12:27]-

Joe Hottinger:
Es gibt nur noch eine gute Bar, nämlich Roberts Western World, das ist die einzige gute, die es noch gibt.

Evan Ball:
Ja, ja, ja. Ja, wir waren drüben bei [Überschneidung 00:12:31]. Kennst du Daniel Donato?

Joe Hottinger:
Ja.

Evan Ball:
Ja. Wir sind mit ihm ausgegangen und er war dort der Hausgitarrist, als er 17 war oder so.

Joe Hottinger:
Ja, gerade mal fünf Jahre alt. Der Junge ist der Wahnsinn. Wir haben ihn gesehen. Wir hatten einen freien Tag in Charlottesville und ich sah ihn dort spielen. Wir kennen ihn nicht so gut. Wir haben ihn ein paar Mal getroffen und ihn gesehen, aber er ist einfach verrückt. Es gibt so viele Picker wie ihn. Jared James Nichols lebt jetzt hier draußen. Er ist einfach ein Ripper. Richtig heftig. Ich liebe es, Mann. Es gibt [Durcheinandergerede 00:13:02]-

Evan Ball:
Verrücktes Talent, ja. Aber weißt du was? Wenigstens waren es Coverbands und keine... Wenigstens war es noch Live-Musik, schätze ich?

Joe Hottinger:
Ja, ja, ja.

Evan Ball:
Das ist doch schon mal was.

Joe Hottinger:
Wir haben ein paar Freunde, die dank des Broadways von der Musik leben können. Nun, das war einmal. Das hat sich geändert, aber ich hoffe, sie können wieder damit anfangen, denn was auch immer passiert, es verändert das Leben, besonders für Musiker. Trotzdem kann ich diese Coverband nicht so lange ertragen. Wenn du den Broadway runtergehst, sind die Typen einfach [Durcheinandergerede 00:13:35]-

Evan Ball:
Du hängst nicht jeden Abend am Broadway rum?

Joe Hottinger:
Oh mein Gott! Nein, das kann ich nicht. Ich kann das nicht tun. Es ist einfach so anstrengend und es gibt so viele andere coole Bars in Nashville, in denen [Überschneidung 00:13:45] ich etwas trinken gehe.

Evan Ball:
Ja, ganz bestimmt. Wir haben uns gerade von unserem Hotel aus auf den Weg gemacht und da haben wir es gesehen, aber...

Joe Hottinger:
Nein, du musst es tun [Durcheinandergerede 00:13:51]-

Evan Ball:
Es ist trotzdem unterhaltsam, stimmt. Na gut. Dann erzähl doch mal ein bisschen was über deine Hintergrundgeschichte. Wann hast du deine erste Band gegründet?

Joe Hottinger:
Ich habe meine erste Band '97 in der High School gegründet. Ich erinnere mich, dass wir für unseren ersten Gig im Scenario Coffeehouse in Westchester, PA, gebucht wurden. Es war ein Hippie-Kaffeehaus, in dem Bands spielten und die einzigen anderen Bands, die ich in der Gegend kannte, spielten auch dort. Also dachte ich, wir hätten einen Gig. Wir nahmen eine Demo auf eine Kassette auf, drückten auf Aufnahme, spielten es ab und ich dachte: "Wir haben es geschafft! Wir haben einen Auftritt!"

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Es stellte sich heraus, dass es Jerry Garcias Geburtstag war und sie in Gedenken an ihn geschlossen haben, oder vielleicht war es sein Todestag, ich weiß es nicht. Es war so ein Mist. Ich habe vor sechs, sieben Jahren mal ein Interview mit Lzzy und Jeremy gemacht und dieser Typ hat uns gefragt, wann wir zum ersten Mal aufgetreten sind. Lzzy und ich machten das Interview und stellten fest, dass unsere allerersten Auftritte im selben Monat desselben Jahres stattfanden, nur ein oder zwei Länder auseinander. Wir kannten uns damals nicht.

Evan Ball:
Nicht dein Ernst?

Joe Hottinger:
Aber ja, wir haben beide buchstäblich genau zur gleichen Zeit angefangen.

Evan Ball:
Also '97?

Joe Hottinger:
Ja, das war '97, bis ich 2000 meinen Abschluss machte. Dann ging ich für drei Jahre auf das College in James Madison in Virginia und da war ich, glaub ich, in zwei verschiedenen Bands. In Philadelphia kannte ich mehr Leute aus der Musikszene, also habe ich das College abgebrochen und bin in die Innenstadt von Philadelphia gezogen. In der ersten Woche, in der ich dort war, habe ich auf eine Anzeige im Origivation Magazine geantwortet, der lokalen Musikzeitschrift. Es lag in allen Musikläden aus.

Joe Hottinger:
Das war die einzige Anzeige, auf die ich in meinem Leben geantwortet habe, und ich bin froh, dass ich es getan habe, denn es war... Da stand nicht, um wen es ging, das war auch egal. Ich hätte sowieso nicht gewusst, wer Nils Thom ist. Sie hatten noch nichts am Laufen. Sie suchten einen Gitarristen und ich ging hin und sprach vor. Sie baten mich, zu kommen und ich war beeindruckt, weil es in einem Studio war. Lzzy hatte mit diesem Produzenten, Dave Ivory, zusammengearbeitet und der hatte eine der frühen Roots-Platten produziert, also hatte er eine Gold-Platte an der Wand. Ich dachte mir: „Wow, das ist was Ernstes“, weißt du?

Evan Ball:
Ja, ja.

Joe Hottinger:
„Da ist eine Gold-Platte an der Wand.“ Ich trat der Band bei. Du hörst sie zum ersten Mal singen und denkst dir: „Wow, deine Stimme ist echt cool.“ Ich weiß noch, dass ich ziemlich eingeschüchtert war, weil ich nicht richtig wusste, worauf ich mich da eigentlich einlasse. Sie sagten nichts über die Band oder irgendwelche Lieder. Es hieß nur: „Komm rein, spiel und sieh, was passiert.“ Sie kam einfach auf mich zu und sagte: „Hi!“ Sie hat eine tiefe Sprechstimme, weil sie immer gesungen hat. Ich sagte: „Oh, hi. Okay. Wow, diese Frau ist krass.“ Dann fing sie an zu singen und ich dachte mir: „Heilige Scheiße. Was hat das Mädchen für eine Stimme.“ Zum Glück wollten sie mit mir Musik machen und seitdem mache ich das.

Evan Ball:
Du hast dich ein bisschen mit Lzzys Vater überschnitten, der zu dem Zeitpunkt noch Bass spielte, richtig?

Joe Hottinger:
Nein, er war nicht mehr am Bass. Sie war 19, glaube ich. Arejay war etwa 15 oder 16 Jahre alt. Er war in dem Proberaum einfach nicht mehr zu bremsen. Damals haben sie auch einen Bassisten gesucht.

Evan Ball:
Okay, das war also so eine Art Ära des Neustarts, würde ich sagen?

Joe Hottinger:
Ja. Auf jeden Fall. Sie hatten zwei Leute in der Band, die ein halbes Jahr zuvor ausgestiegen waren, um in Coverbands mitzumachen, weil sie Geld verdienen wollten, weißt du?

Evan Ball:
Ups.

Joe Hottinger:
Oder so ähnlich. Ja, Gott sei Dank. Ich bin froh. Ihr Verlust, mein Gewinn. Lzzy und Arejay waren die ersten Personen, die ich getroffen habe, die die gleichen Ideen hatten wie ich. Einige meiner Musikerfreunde in Philadelphia waren auch wenig so, aber nicht wirklich. Ich habe immer gesagt: „Wir können das schaffen. Wir müssen nur arbeiten. Wir müssen jeden Tag üben und so viele Gigs wie möglich spielen. Wir können jeden Tag spielen, wenn wir hart arbeiten.“

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Ich weiß nicht, aber es schien mir möglich, davon zu leben, einfach nur Musiker zu sein.

Evan Ball:
Sie hatten diesen Antrieb, diese Arbeitsmoral?

Joe Hottinger:
Ja. Das hatten sie. Die beiden waren schon seit fünf Jahren in einer Band, seit sie kleine Kinder waren. Sie wohnten mitten in Pennsylvania, also hatten sie eine Art Netzwerk von Shows und Orten, an denen sie spielen konnten. Ich kannte Leute in Philadelphia und habe versucht, Auftritte in Philadelphia zu organisieren. Sie waren gut organisiert.

Joe Hottinger:
Sie waren die ersten Leute, die ich traf, die sich abrackerten und immer besser werden wollten, genau wie ich. Das einzige, was ich wollte, war, Momente in der Musik zu schaffen. Sie hatten die gleichen Vorstellungen und das war großartig. Es war eine Bereicherung, Leute um sich zu haben, die arbeiten wollten, denn wir waren zuvor alle schon in Bands gewesen, in denen es immer hieß: „Ja, passt schon.“ Du sagst dann: „Nein, wenn wir alle mitmachen, können wir es wirklich schaffen. Okay, vergiss es.“

Evan Ball:
Wie sieht es mit dem Stil aus? War das ähnlich wie das, was du vorher mit anderen Bands gemacht hast?

Joe Hottinger:
Nein. Ich hatte erst ein oder zwei Jahre zuvor Jeff Buckley entdeckt und das hat meine Welt auf den Kopf gestellt, weißt du?

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Ich habe schnell gelernt, dass Emotionen und Musik so eng miteinander verbunden sind. Klar, eigentlich offensichtlich, aber bis dahin hatte es bei mir nicht Klick gemacht. Ich hörte ihn Akkorde spielen, hörte ihn singen und es passte einfach zusammen. Es brachte gewisse Gefühle in mir hervor. Für mich war das meisterhaft, denn ich hatte noch nie über solche Ideen und Momente geschrieben, die buchstäblich... Weißt du, wenn gute Musik dir eine Gänsehaut über den Rücken jagt, deine Muskeln bewegt und du zuckst und [Überschneidung 00:19:27] -

Evan Ball:
Ja [Durcheinandergerede 00:19:28]-

Joe Hottinger:
Oh mein Gott [Durcheinandergerede 00:19:28]-

Evan Ball:
Jeff Buckley, das ist ein Paradebeispiel für jemanden, der dir eine Gänsehaut verpasst.

Joe Hottinger:
Ja, so wie einige der besten Momente von Led Zeppelin das tun. Alles, was ich bisher gehört hatte, bis ich Jeff hörte, warf ich aus dem Fenster und dachte mir: „Na gut, das ist alles egal.“ Ich fing an, mir alles andere noch Mal anzuhören, um zu sehen, ob das, was ich zuvor mochte, wirklich gut war. Ich nannte es den Buckley-Test, verstehst du?

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Vieles davon, wie Soundgarden, hörte ich wieder mit diesen neuen Ohren und nach meinen neuen Maßstäben, wie Musik sein sollte und wie Momente gemacht werden sollten. Eben das, was ich für gute Musik hielt. Sie waren der Hammer. Pearl Jam, STP… [Überschneidung 00:20:11]-

Evan Ball:
Warst du vorher eher in der Grunge-Szene verwurzelt?

Joe Hottinger:
Ja. Es waren Nirvana, die mich zum Gitarre Spielen brachten. Kurt war so etwas wie mein erster Musikheld, weißt du?

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Ich habe das alles erst spät mitbekommen. Ich glaube, es war '94, '95, als ich zum Rock 'n' Roll kam. Er war bereits gestorben und ich hatte keine Chance, ihn jemals zu sehen, aber das war mir egal. Ich hörte Nirvana und dann alles, was im Radio gespielt wurde, ich liebte es. Ich liebte einfach alles und musste herausfinden, das alles zu spielen, weißt du?

Evan Ball:
Ja. Du bist also in einem Alter aufgewachsen, in dem das Gitarrensolo nicht mehr so wichtig war wie früher. Du bist ein geübter Leadgitarrist, wann hat sich das ergeben?

Joe Hottinger:
Oh, danke. Ich bin [Durcheinandergerede 00:20:53]-

Evan Ball:
Nun, ja.

Joe Hottinger:
Ich reiße mir immer noch den Arsch auf. Die Sache ist, ich hatte quasi meine ganze Rock'n'Roll-Ausrüstung verkauft und dafür eine Tele gekauft und wollte den gleichen Verstärker wie Jeff Buckley, aber ich konnte mir diesen Fender nicht leisten. Ich weiß nicht, welcher es genau war. Ich hab dann eine Mesa/Boogie-Kombi gekauft, eine Recto-Verb. Ich wollte einfach etwas mit einem Reverb haben. Ich war immer noch am üben und noch dabei, das alles zu lernen, aber ich war überhaupt kein Lead-Spieler. Als ich in die Band kam, sagte Lzzy: „Oh, du musst hier ein Solo spielen“, und ich sagte: „Oh, wirklich? Okay.“ Ich fing also an, Solos zu spielen und versuchte herauszufinden, wie das funktioniert.

Joe Hottinger:
Ich entwickle mich da immer noch weiter, und was inzwischen zu meinem Lieblingsding geworden ist und woran wir seit Jahren arbeiten, ist pure melodische Verbesserung. Es war eine Reise. Wie lange bin ich jetzt schon in der Band? Fast 20 Jahre? 17 Jahre? Ich habe das Gefühl, dass ich im letzten Jahr endlich an einen Punkt gekommen bin, an dem meine Finger anfangen, die Dinge zu tun, die mein Gehirn tun will, und das sollte eigentlich nicht so lange dauern. Vielleicht bin ich ein Idiot, aber [Überschneidung 00:22:02]-

Evan Ball:
Woran orientierst du dich, um dich inspirieren zu lassen oder um Leads zu lernen?

Joe Hottinger:
Weißt du, ich erinnere mich daran, dass ich in Philadelphia herumgereist bin und hier und da ein paar Stunden in Central PA genommen habe. Die größten Schritte habe ich gemacht, indem ich die Solos anderer Leute gelernt habe, aber genau. Das war etwas, das Tremonti mir vor acht oder neun Jahren beigebracht hat, als wir mit Alterbridge auf Tour waren und ich jeden Tag mittags aufwachte und er auf dem Griffbrett herumhantierte. Ich sagte: „Alter, was machst du da?“ Er sagte: „Oh, ich mache"... Er war auf TrueFire und lernte Solos aus dem Improvisationskurs von so einem Typen.

Joe Hottinger:
Er sagte: „Ich lerne es nicht nur, ich lerne es bis ins kleinste Detail.“ Er sagte: „Erst wenn ich es bis zur letzten Nuance spielen kann, ohne es zu vermasseln, dann mache ich weiter.“ Das hat mich umgehauen. Ich dachte: „Wow, das ist Wahnsinn.“ Ich hab mir gesagt: „Na gut. Das werde ich auch tun.“ Er zeigte mir die Lektion, ich kaufte sie und ging sie durch. Ich sah es mir noch einmal an und sagte: „Ich glaube, das geht so.“ Er sagte: „Nein, Alter. Schau mal, er streckt seinen Mittelfinger rein und schnippt die Saite dort, und er spielt sie mit diesem Finger und macht die Biegung mit diesem Finger.“ Ich dachte nur so: „Oh-

Evan Ball:
Schön. Kommt zur Sache.

Joe Hottinger:
„Oh Scheiße.“ Ja. Bis ins kleinste Detail. Ich habe dieses eine Solo gelernt und zum ersten Mal fühlten sich meine Finger flüssig an. Ich dachte nur: „Oh, Mann [Durcheinandergerede 00:23:41]-

Evan Ball:
Welche Art von Solos? Welche Bands zum Beispiel?

Joe Hottinger:
Das war so Zeppelin-Zeug. Heutzutage liebe ich Dickie Betts und die Allman Brothers und ich lege... Ich habe einen Haufen Live-Platten der Brothers. Ich lege einfach eine davon auf und jamme dazu und spiele ein paar Licks. Ich kriege das nicht ganz genau hin. Wahrscheinlich muss ich mehr Zeit damit verbringen, die Nuancen zu lernen, wie Mark es mir gezeigt hat. Ab und zu beschäftige ich mich mit den Nuancen und besuche einen Truefire-Kurs oder nehme mir eine Platte oder ein Solo vor und vertiefe mich darin, aber im Moment geht es mir mehr um den Ausdruck und die spontanen Improvisationen. Wie schaffst du es, diese Momente melodisch zu gestalten und gleichzeitig etwas zu reißen? Gibst du dem Ganzen einen Hauch von Ripping?

Joe Hottinger:
Geduld. Das, woran ich so hart arbeiten muss, ist Geduld, Luft holen und Abstand nehmen. Das ist das Schwierigste für mich, weil ich so aufgeregt bin. Es ist Solozeit und ich will alles ganz schnell machen. Das passiert mir immer noch, und dann heißt es: „Mach mal Pause, Mann.“

Evan Ball:
Richtig, richtig. Lass uns kurz zu Halestorm zurückkommen. Du hast dich der Band angeschlossen, wie hoch war ihr Bekanntheitsgrad zu diesem Zeitpunkt?

Joe Hottinger:
Als ich eingestiegen bin?

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Ich weiß es nicht. Vielleicht-

Evan Ball:
Wart ihr schon auf Tournee? Oder lokal [Überschneidungen 00:25:02]-

Joe Hottinger:
Nein, nein, nein. Mein erster Auftritt war in Shamokin, Pennsylvania. Es handelte sich um eine Kohlestadt und der Veranstaltungsort dort, in dem ich noch nie gespielt hatte, hieß „The Coal Hole“, was ich witzig fand, aber das war ein seltsames Stadtfest im Freien. Der große Headliner war eine Ozzy-Tribute-Band.

Evan Ball:
Okay, ja.

Joe Hottinger:
Wir sind mitten am Nachmittag aufgetreten und haben vor Leuten gespielt, die keine Ahnung hatten, wer wir sind. Wenn wir in einer Bar spielten, kamen vielleicht 10 Leute, wenn überhaupt, wenn es in der richtigen Stadt war. Es war nicht viel los. Die Kids haben sich natürlich den Arsch aufgerissen, aber es war nur eine Bar-Band und [Überschneidung 00:25:46]-

Evan Ball:
War es ein ziemlich schneller Aufstieg von da an? Wurdet ihr nicht kurze Zeit später von Atlantic unter Vertrag genommen?

Joe Hottinger:
Ja, im Jahr 2005.

Evan Ball:
Okay.

Joe Hottinger:
Also -

Evan Ball:
Wurdest du intensiv gescoutet? Oder war das etwas, das ziemlich unerwartet kam?

Joe Hottinger:
Ich weiß noch, dass Dave Ivory, mit dem wir Anfang 2004 zusammenarbeiteten, versuchte, Talentscouts auf uns aufmerksam zu machen. Pete Ganbarg, unser A&R-Manager, der uns zwar nicht unter Vertrag genommen hat, aber seit der ersten Platte unser A&R-Mann ist, hat uns tatsächlich bei einem Konzert in der Grape Street in Philadelphia gesehen. Er war gar nicht beeindruckt. Ich erinnere mich, dass ich seinen Mercedes draußen sah und dachte: „Oh, er ist hier irgendwo“. Wir haben ihn nicht einmal getroffen. Er muss kurz reingekommen sein, sich ein paar Lieder angeschaut haben und dann wieder gegangen sein. Es waren noch andere Leute da. Ich weiß noch, dass jemand von Columbia Records bei Dave Ivory im Studio vorbeikam und sagte: „Eine Frau kann nicht im Rockradio sein, nicht jetzt. Es gibt schon eine da draußen und die ist völlig abgefuckt.“ Das ist verrückt.

Joe Hottinger:
Eine Dame meinte: „Oh nein. Die sind mindestens ein Jahr davon entfernt, überhaupt irgendwas zu erreichen.“ Wir sagten: „Okay, wenn du meinst. Was auch immer das bedeutet.“ Wir hatten es irgendwie satt. Da war ein wirklich netter Typ, Larry Mazer. Er hat Pat Benatar und Cinderella gemanagt und zu der Zeit mit Breaking Benjamin gearbeitet. Wir haben nicht bei ihm unterschrieben, aber er meinte: „Ich glaube, ich kann euch einen Vertrag besorgen.“ Er brachte einige Leute mit, die uns alle ablehnten. Wir sagten: „Was solls.“ Wir haben immer versucht, den nächsten Schritt zu machen, weißt du? Wie [Durcheinandergerede 00:27:15]-

Evan Ball:
Ist das Interesse, das ihr bekommt, auf eure Aufnahmen zurückzuführen? Oder weil ihr live spielt und euch eine Fangemeinde aufgebaut habt?

Joe Hottinger:
Nein, es lag daran, dass Dave Ivory sich für uns interessiert hat und versucht hat, seine Freunde aus dem Musikgeschäft aufzurütteln. Er hatte auch mit Silvertide gearbeitet, die kurz zuvor in Philadelphia unter Vertrag genommen worden waren. Er blieb stets auf dem Laufenden und die Leute interessierte das, verstehst du?

Evan Ball:
Okay. Du fandet also den richtigen Mann, der an euch geglaubt hat, und den, der die richtigen Beziehungen hatte?

Joe Hottinger:
Ja. Wir wurden unter Vertrag genommen, indem er diesem Typen, der ein alter Manager von Atlantic war, Frank... Ich weiß seinen Nachnamen nicht mehr, aber er gründete gerade ein neues Label und wollte eine Band unter Vertrag nehmen. Dave hatte mit ihm gesprochen und meinte: „Wie wäre es denn mit dieser Band?“ Wir gingen zu Don Hill in New York City. Wir spielten an diesem Mittwoch bei einem Showcase für diesen Typen. Es hat nicht geklappt. Es war wie alles andere, was solls. Es wurde nichts draus, aber Don Hill hatte uns gesehen. Don sagte: „Hey, ich finde euch echt cool und ich möchte, dass ihr nächste Woche wiederkommt und noch einmal spielt und ich werde meinen Anwalt mitbringen, weil ich glaube, dass er euch einen Plattenvertrag besorgen kann.“ Zu diesem Zeitpunkt hatten wir „Ja, wir können euch einen Plattenvertrag besorgen“ ungefähr 50 Mal gehört, weißt du?

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Leute, die uns live spielen sahen, weil die Aufnahmen nicht so gut waren, sagen: „Oh, ich verstehe. Ja, wir werden euch einen Plattenvertrag besorgen.“ Wir hatten den Glauben an die Menschheit verloren. Wir dachten uns: „Wie auch immer.“ Zu diesem Zeitpunkt verdienten wir tatsächlich unseren Lebensunterhalt mit Musik. Lzzy und ich spielten unter der Woche drei, vier Abende akustisch und an den Wochenenden spielten wir elektrisch, ein oder zwei Abende pro Woche mit voller Band. Wir spielten fünf, sechs Abende pro Woche in einem Umkreis von etwa hundert Meilen. Wir haben uns einfach den Arsch aufgerissen. Wir spielten vierstündige Akustikshows, bekamen 75 oder 150 Dollar pro Abend und unterhielten die Leute. Wir dachten uns: „Was soll's.“

Joe Hottinger:
Wir hatten einen Weg gefunden, um mit Musik unseren Lebensunterhalt zu verdienen, und wir waren glücklich damit. Wir haben immer jede Gelegenheit ergriffen, die sich uns bot, aber wir haben sie mit Vorsicht genossen. „Oh, ich kann das machen.“ Ich erinnere mich an eine Show im CBGB's und eine Dame, die dort arbeitete, sagte: „Ihr wart unglaublich.“ Sie sagte: „Ich werde euch helfen. Weißt du, die einzige andere Band, zu der ich das je gesagt habe, war eine kleine Band, die hier gespielt hat. Sie hießen The Police.“ Wir sagten: „Cool. Wenn du meinst.“

Joe Hottinger:
Ich bin sicher, sie hatte gute Absichten. Sie war sehr aufgeregt und wir haben einfach unser Ding gemacht und versucht, solche Momente zu schaffen, von denen ich gesprochen habe. Wir wurden richtig gut darin... Jeder Song musste einen Killer-Moment haben, bei dem die Leute sagten: „Was zum Teufel?“ Lzzys Stimme war so wahnsinnig, dass wir das in jedem Song machen konnten, weißt du?

Evan Ball:
Ja, ja.

Joe Hottinger:
Wir haben das immer wieder gemacht. Tut mir leid, ich gebe dir jetzt die super lange Version [Überschneidung 00:30:07].

Evan Ball:
Nein, es ist toll.

Joe Hottinger:
Egal, Don Hill lud uns noch mal ein, um für seinen Anwalt zu spielen. Sein Anwalt, David, sagte: „Ja, ja, ich besorge euch einen Deal.“ Wir so: „Ja, okay. Wie auch immer.“ Er sagte: „Nein, im Ernst. Kommt nächste Woche wieder. Bring ein Akustikinstrument mit. Wir gehen zu Epic. Wir werden zu Columbia gehen. Wir gehen zu ein paar Labels.“ Ich dachte mir: „Na gut, scheiß drauf. Was kann schlimmstenfalls passieren?“ Also machten wir das. Wir haben bei ein paar Labels vorgespielt. Sie sagten: „Okay“. Ich glaube, wir hatten an diesem Abend auch einen Auftritt mit kompletter Band, wieder bei Don Hill. Er sagte: „Das war nur ein Warm-up. Ich glaube, derjenige, der euch wirklich verstehen wird und gut mit euch zusammenarbeiten würde, ist Leigh Lust. Er ist bei Atlantic Records und er kommt vorbei, also macht einfach euer Ding.“

Joe Hottinger:
Das taten wir und Leigh war begeistert. Er meinte: „Hey, ich will euch in Philadelphia spielen sehen. Das muss ich noch mal sehen.“ Das hat den Stein ins Rollen gebracht und er kam runter. Wir haben für ihn eine private Show in der Grape Street gespielt und er hat uns gesagt: „Hey, ich stehe total auf euch. Ich werde versuchen, einen Plattenvertrag für euch zu bekommen.“ Ich so: „Cool.“ Er sagte: „Ich musste euch noch einmal sehen, um zu sehen, ob die Magie, die ich an diesem Abend gespürt habe, wirklich etwas ist oder ob das nur Zufall war.“ Leigh war ein A&R-Manager, ein perfekter Talentscout. Er war jede Nacht in der Woche in New York City unterwegs, um sich Bands anzusehen, weißt du?

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Er sagte: „Ich habe Bands gesehen, die mir das Hirn weggeschmolzen haben, und dann war das die einzige Show, die sie je gespielt haben, in der sie so gut waren.“ Er sagte: „ Deshalb musste ich es mir noch einmal ansehen“, was cool war. Es war ein nettes Kompliment, aber...

Evan Ball:
Ja [Durcheinandergerede 00:31:34]-

Joe Hottinger:
Dann wurden wir die nächsten acht Monate ständig vertröstet, bis wir uns damit abgefunden hatten [Überschneidung 00:31:41]. Es war nur einfach so: „Nein, wir werden am Montag einen Deal fertig haben. Nein, wir werden bis Freitag soweit sein. Es wird auf jeden Fall einen Deal geben.“ In der Zwischenzeit fahren wir etwa einmal im Monat nach New York und spielten. „Hier ist der Präsident des Labels. Das ist der Vorsitzende von Warner. Das ist dieser Typ. Hier ist das Marketing-Team.“ Leigh hat seine Arbeit getan, um uns unter Vertrag zu nehmen, und das war gut so, denn es hat funktioniert, weil wir am Ende einen Vertrag unterschrieben haben.

Evan Ball:
Wow, ihr wart also schon eine Zeit lang in der Schwebe?

Joe Hottinger:
Ja. Ja, wir waren gerade [Überschneidung 00:32:11]-

Evan Ball:
Vielleicht hat sich das auf eine kürzere Zeitspanne verkürzt, aber es gab viele Interaktionen.

Joe Hottinger:
Ja, auf jeden Fall.

Evan Ball:
Euer Aufstieg verlief eher schrittweise, aber gibt es bestimmte Meilensteine oder Erinnerungen, die besonders hervorstechen?

Joe Hottinger:
Ich erinnere mich an unser erstes Mal in einem Tourbus. Das war schon ein „Wow“-Effekt, weißt du?

Evan Ball:
Ja, ja. „Das hier passiert wirklich.“

Joe Hottinger:
Ja. Wir sind nie viel mit dem Van getourt, weil wir unseren ganzen Aufnahmevorrat in ein altes, beschissenes Wohnmobil gesteckt und dort Schlafkojen eingebaut hatten, um unterwegs Geld zu sparen, und das hat funktioniert. So konnten wir den ersten Albumzyklus mit schwarzen Zahlen abschließen. Ich glaube, es waren etwa 11 Dollar, aber wir haben kein Geld verloren und wir haben jede Nacht auf Walmart-Parkplätzen übernachtet. An speziellen Abenden gingen wir zu einem Campingplatz und duschten dort.

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Weißt du, ich erinnere mich, dass all diese anderen Bands Busse hatten. Ich erinnere mich, wie neue Bands bekannt wurden und alle hatten irgendwie einen Bus. Ich dachte mir: „Die verpulvern doch ihr ganzes Geld“, weil man locker 10.000 Dollar pro Woche für so ein Ding ausgibt. Wir konnten uns einfach nicht vorstellen, wie sich eine Band das leisten kann. Wir hatten ein paar Singles im Radio, die gut liefen und-

Evan Ball:
Richtig [Überschneidung 00:33:26]-

Joe Hottinger:
Es lief gut und wir nur so: „Oh mein Gott“. Dann haben wir das zweite Album fertiggestellt. Wir hatten eine neue Crew. Es ist schwer, gute Crewmitglieder zu finden, wenn man nicht in einem Tourbus sitzt. Qualitativ hochwertige Crewmitglieder wollen nicht zurück zu einer Bustour, wenn sie wirklich gut sind in dem, was sie tun. Das soll nicht heißen, dass es keine guten Crewmitglieder auf einer Van-Tour gibt. Wir haben versucht, noch eine Schippe draufzulegen, weißt du?

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Als wir von den Deadheads erfuhren, die 10.000 Dollar pro Tour kosteten, haben wir uns für den Bus entschieden. Wir dachten so: „Oh mein Gott! Wir müssen unsere Sachen nach Nashville bringen!“

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Das war ein großer Moment, in den Bus zu steigen. Im ersten Monat sind wir richtig durchgedreht. Es war großartig. Ich brauchte nicht mehr zu fahren, das war [Überschneidung 00:34:12].

Evan Ball:
Oh, schön [Durcheinandergerede 00:34:13]-

Joe Hottinger:
Ja, Josh und ich sind vorher immer gefahren, deshalb haben wir gefeiert und hatten eine tolle Zeit. Später im Jahr wurden wir für einen Grammy nominiert und haben ihn dann auch gewonnen, und ich dachte: „Was?“

Evan Ball:
Erstaunlich, ja.

Joe Hottinger:
Wir wussten nicht einmal, dass wir auf dem Radar der Academy waren, geschweige denn, dass wir nominiert wurden. Es gab tatsächlich ein tolles Foto dazu: Wir haben in Wisconsin gespielt. Google mal „Lzzy Hale finds out about a Grammy“ oder so. Da war ein Fan, die das Foto aus dem Publikum heraus machte. Wir waren mitten in einer Show in diesem Theater in Madison. Wir gehen alle von der Bühne und Lzzy spielt etwas auf dem Klavier. Sie unterhält sich eine Weile mit dem Publikum.

Joe Hottinger:
Mein Gitarrentechniker sagt so: „Joe, du bist für einen Grammy nominiert, Alter!“ Ich antworte: „Was? Das glaube ich dir nicht. Hör auf!“ Ich hab‘s gegoogelt und dachte mir: „Oh, Scheiße. Tatsächlich.“ Sie hatte noch nicht angefangen zu spielen, also rannte ich raus und flüsterte es ihr ins Ohr. Gerade als sie es merkte, machte das Mädchen ein Foto, und zwar ein richtig gutes. Das bringt mein Herz jedes Mal zum Schmelzen [Überschneidung 00:35:16].

Evan Ball:
Oh, das ist großartig.

Joe Hottinger:
Es war großartig. Ihr Gesicht sieht... Sie hat ein erstaunliches Gesicht. Es ist einfach unglaublich, und es war unglaublich. Es war eine Art Wendepunkt für uns. Wir wussten zu dem Zeitpunkt nicht, dass es so sein würde, aber es hat uns eine Art von Anerkennung verschafft, vor allem bei den älteren Booking-Typen. „Ihr habt einen Grammy bekommen.“

Evan Ball:
Ja, und um das zu unterstreichen, habt ihr ihn auch tatsächlich gewonnen.

Joe Hottinger:
Ja. Wahnsinn. Wir sind eigentlich nur da hin, um Spaß auf den Partys zu haben. Wir waren uns sicher, dass wir nicht gewinnen würden. Wir sagten uns: „Wir werden nicht gewinnen.“ Ich weiß nicht, wie es dann doch geklappt hat, aber es war unglaublich, ein toller Moment. Ich weiß noch, wie wir gewonnen haben und wir nur so dachten: „Oh mein Gott“. Wir gingen dann so einen Flur entlang. Da musst du dich mit dem Grammy in der Hand fotografieren lassen. Mein Vater rief mich an. Er sah die Show online und weinte. Er sagte: „Ich bin so stolz auf dich!“ Verstehst du? Du bekommst [Durcheinandergerede 00:36:09]-

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Das ist ein cooler Moment.

Evan Ball:
Ich meine [Durcheinandergerede 00:36:11] ja. Es gibt keinen… [Durcheinandergerede 00:36:12]-

Joe Hottinger:
Es ist ein...

Evan Ball:
…größeren Meilenstein in der Musik als das. Das ist heftig.

Joe Hottinger:
Ja. Es war bezaubernd und [Überschneidung 00:36:18]-

Evan Ball:
Was habt ihr gedacht, wer ihn gewinnen würde? Wisst ihr das noch?

Joe Hottinger:
Ich dachte, dass Lamb of God gewinnen würde, weil ich ein Fan dieser Band bin [Durcheinandergerede 00:36:23]. Bei den Riffs von „Love Bites“, womit wir für den Grammy angetreten sind, war es so, als ob ich Lamb of God-Riffs gelernt hätte. Ich weiß nicht mehr, welcher Song es war, aber ich war tief in Lamb of God-Riffs versunken. Die Art und Weise, wie wir „Love Bites“ ausgearbeitet haben, ist total von Lamb of God beeinflusst. Ich dachte mir: „Na ja, sie werden gewinnen. Was soll’s.“ Es war ein Trip. Sie riefen bei der Verkündung nicht Halestorm aus. Der Typ sagte: „Love Bites“, und wir dachten nur so: „Oh. Oh, warte. Das sind wir. Oh, Scheiße!“

Evan Ball:
Ja. Gibt es weitere Meilensteine, die ihr erreichen wollt? Eure Fangemeinde noch weiter vergrößern? Oder habt ihr das Gefühl, jetzt an einem Punkt angelangt zu sein, an dem ihr sagen könnt: „Wir sind angekommen.“, und einfach weiter gute Musik herausbringen könnt, egal was passiert?

Joe Hottinger:
Nun, weißt du, eine Sache, die ich während des zweiten Albumzyklus und darüber hinaus gelernt habe, ist, dass einem die Träume nie ausgehen. Wir hatten viele davon, und ganz ehrlich, was haben wir nur für ein Glück? Es ist so cool. Ich meine, dass wir durch die Welt touren und das tun können, was wir lieben, mit den Leuten, die wir lieben. Wir sind alle beste Freunde und wir hängen an freien Tagen zu Hause zusammen ab. Das macht einfach Spaß. Dasselbe gilt für unsere Crew. Wir haben eine der besten Crews überhaupt und sie sind unsere Kumpel. Das ist es, was wir gerne tun: rausgehen und Rockshows spielen. Für mich ist der nächste große Meilenstein, naja, es ist nicht mal ein Meilenstein, es ist einfach ein Ziel, einfach weiterzumachen. Immer weiter nach vorne zu pushen, immer wieder Momente zu schaffen und einfach weiterzumachen.

Joe Hottinger:
Ich will mich nicht zufriedengeben. Das ist mein Ding. Ich bin im Moment nicht ruhig. Ich bin total aufgeregt wegen des nächsten Albums, weil ich einen ganzen Haufen Sachen geschrieben habe und ich glaube, dass nichts davon gut genug ist, und das macht mir Angst. Auf der einen Seite bin ich froh, dass wir jetzt viel Zeit haben, aber was heißt das schon. Das ist bei jeder Platte so. Du fängst an, tauchst ein und stellst fest, dass nichts gut genug ist, und dann musst du abrechnen und dich zusammenraufen. Und dann passiert es. Ich weiß es nicht.

Evan Ball:
Nun, ist ein Grammy... Ist das etwas, worauf du dich noch mehr freust, jetzt, wo du ihn schon kosten durftest? Mehr Grammys?

Joe Hottinger:
Das wäre cool. Wir wurden für unsere letzte Platte nominiert.

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Und überhaupt. Ich bin froh, dass Chris Cornell gewonnen hat. Ich hatte ehrlich gesagt gehofft, dass er es schafft, und wir saßen neben den Jungs von Alice In Chains. Sie haben ihre Kategorie verloren und Jerry ging so lustig damit um. Er meinte: „11-facher Verlierer. Na gut! Ich haue jetzt ab! Wir sehen uns später.“ Es hat irgendwie Spaß gemacht, mit ihnen zu verlieren und-

Evan Ball:
Klar. Gute Gesellschaft.

Joe Hottinger:
Ja, aber wir haben einen gewonnen. Wir waren privilegiert. Wir hatten Glück, also, ja, natürlich würdest du gerne mehr gewinnen. Das wäre toll und es macht Spaß, dorthin zu gehen. Es ist eine Reise, Mann. Die Musik wird gefeiert, und wenn du den Teil der Grammys, der nicht im Fernsehen übertragen wird, noch nicht gesehen hast, solltest du das unbedingt nachholen, denn das ist das Beste. All diese Kategorien und Musiker, von denen du wahrscheinlich noch nie etwas gehört hast. Dieser Preis ist für diese Leute lebensverändernd. Sie gehen da raus und halten ihre Reden, das ist so emotional. Ich muss jedes Mal weinen. Es ist so [Überschneidung 00:39:34] fantastisch. Das ist für mich der Ort, an dem das wahre Musikfest stattfindet, wenn ich diese Jazz- und Latin-Leute und die Nominierten für das Kinderalbum sehe, und die besten [Durcheinandergerede 00:39:46]-

Evan Ball:
Ja, das ist toll.

Joe Hottinger:
Roots-Musiker. Es gibt so viele tolle Momente während dieser Veranstaltung. Die Fernsehsendung ist einfach ein großes, schräges Popkonzert. Das war schön. Die letzte Nominierung bedeutete uns sehr viel, denn bei der letzten Platte, Vicious, waren wir am Anfang ziemlich verloren. Wir hatten etwa 12 oder 15 Songs geschrieben und sie waren alle gut. Sie wären wahrscheinlich gut angekommen, vielleicht sogar besser als... Wer weiß? Ich weiß es nicht, ich hatte das Gefühl, dass es nicht inspirierend war. Es hat mich und uns alle nicht inspiriert, als wir uns darüber ärgerten, weil wir wussten, dass einige unserer Label-Leute einige Songs davon liebten. Manche meinten: „Fuck“.


Joe Hottinger:
Wir haben uns mit Nick Raskulinecz getroffen, der die Platte schließlich produziert hat. Er sagte genau das, was wir dachten. Er sagte: „Ich liebe euch, Leute. Ich bin großer Fan eurer Band, aber ich möchte diese Platte nicht machen.“ Wir sagten: „Vielen Dank, denn wir wollen diese Platte auch nicht machen.“ Wir standen also vor der Frage: „Was tun?“ Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Wir wussten nicht, was wir tun wollten. Wir wussten, was wir nicht wollten, nämlich so klingen wie diese Songs, und Nick ist der Beste, man. Er meinte: „Alles klar, kein Problem. Das ist genau das, was ich eben tue. Wir kriegen das hin“ Wir bauten unser Equipment in der kleinen Hütte auf, in der er zu der Zeit aufnahm, und er fragte: „Wer hat ein Riff für mich?“ So hat die Platte angefangen.

Evan Ball:
Okay [Durcheinandergerede 00:41:15]-

Joe Hottinger:
„Also, ich habe einen Haufen Riffs, aber ich weiß nicht, was ich damit machen soll.“ Er sagte: „Na, spiel sie halt“, und so fingen wir einfach an zu spielen. Aus einem der ersten Stücke, das wir spielten, wurde später „Uncomfortable“. Es war cool, dafür anerkannt zu werden. Es bedeutete uns sehr viel, weil wir uns mit diesem Song neu entdeckten, weißt du?

Evan Ball:
Ja. Gut, machen wir eine kurze Pause und kommen dann zurück. Wir reden über Gitarrenübungen und das Schreiben mit Lzzy und noch viel mehr.

Sprecher 4:
John Petruccis Majesty-Gitarre ist jetzt in vier brandneuen, auffälligen Finishes erhältlich: Pink Sand, Red Phoenix, Smoked Pearl und Ember Glow. Ausgestattet mit John Petruccis charakteristischen DiMarzio Rainmaker- und Dreamcatcher-Tonabnehmern und einem eingebauten Piezo-Stegsystem, bietet die Majesty eine äußerst vielseitige Palette an Sounds. Auf music-man.com erfährst du mehr. Das ist music-man.com.

Evan Ball:
Also gut. Du bist in der Hard Rock/Metal-Szene unterwegs und spielst mit einer Vielzahl
von Bands, die unterschiedlich heavy sind, manche sogar richtig heavy. Wo liegen deine Geschmacksnerven auf dem Heaviness-Spektrum, was das Hören von Musik angeht?

Joe Hottinger:
Ich mag etwas Metal. Ich bin aber kein großer Metalhead. Das ist niemand in der Band. Das waren wir eher, als wir jünger waren. Ich weiß, dass Sevendust und Metallica so etwas wie Lzzys Einstieg in den Hardrock waren. Das war es, was sie dazu gebracht hat, die Home-Platte, und ich habe vergessen, welche Metallica-Platte ihre erste war, aber für mich war es eher das Grunge-Zeug. Es gibt aber auch Metal, den ich liebe, z. B. Gojira und Code Orange.

Evan Ball:
Ja, ich habe nächste Woche einen Podcast mit ihnen.

Joe Hottinger:
Oh, mit den Code Orange Leuten?

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Die sind so gut, Mann. Das neue Album ist fantastisch; sie überschreiten alle Grenzen und brechen alle Regeln.

Evan Ball:
Auf jeden Fall.

Joe Hottinger:
Genau wie es sein sollte. Das ist so cool. Es gibt noch ein paar andere, wie Lamb of God. Auch die liebe ich, genauso wie natürlich Metallica und solche Klassiker, aber ich stehe wirklich auf Rock'n'Roll. Ich liebe die neue Pearl Jam-Platte. Die ist ein „Grower“ für mich, kein „Shower“. Das finde ich wirklich großartig. Jedes Mal, wenn ich mir das anhöre, setzt es sich tiefer in mein... Ich habe es mir gestern Abend zum fünften Mal angehört und sie haben es einfach verstanden. Niemand in der Band ist nachlässig. Eddie geht richtig ab, und die sind alle in ihren 40ern, 50ern. Ich weiß nicht einmal, wie alt sie sind, aber sie klingen fantastisch.

Joe Hottinger:
Ich liebe Rock'n'Roll wie diesen. Queens of the Stone Age. Ich mag auch eine Menge Blues. Wirklich. Wie ich vorhin schon meinte, ich jamme ständig zu Allman Brothers-Platten herum. Ich habe einen Haufen Platten von Freddie King. Was hab ich in letzter Zeit noch so gehört? Jared James Nichols, so ein neuer Kerl, der an der Gitarre einfach umwerfend ist. Und in letzter Zeit höre ich auch viel Jazz. Es gibt einen tollen Radiosender namens FIP, den ich oft höre. Kennst du FIP?

Evan Ball:
Nein.

Joe Hottinger:
F-I-P.

Evan Ball:
F-I-P? Ja, genau.

Joe Hottinger:
Das ist das französische öffentliche Radio. Ich glaube, sie senden jetzt nur noch eingeschränkt, weil das Land im Lockdown ist, aber es gibt eine App, die du auf dein Handy laden kannst. Es ist eine rosa App. Sie ist rosa und ihr Hauptsender, dem hab ich mir angehört... Wir waren zu Beginn des letzten Albums auf Pressetour in Frankreich und als wir auf unser Hotelzimmer gingen, lief gerade ein Radiosender auf unserem kleinen Radiowecker. Wir hatten ein paar Drinks getrunken und ich dachte nur so: „Oh ja, das ist cool.“ Da lief einfach richtig coole Musik, erst so ein Jazz-Flöten-Ding und sampelte es einen Beastie Boys-Song, dann kam ein Blues-Song, dann etwas Klassisches und dann ein Hip-Hop-Song und dann ein Rock-Song. Das-

Evan Ball:
Oh, das ist cool. Okay.

Joe Hottinger:
Genrefreies Radio ohne Werbung, nur hin und wieder [unhörbar 00:44:55] sagt jemand etwas auf Französisch. Ich habe keine Ahnung, was. Es ist einfach fantastisch. Ich höre das ständig. Du kannst es einfach im Hintergrund laufen lassen und plötzlich denkst du: „Was höre ich mir da eigentlich gerade an? Oh mein Gott!“ Ganz viel Weltmusik, aber in der App gibt es auch einen Jazz-Sender, der einfach nur geil ist, super geil.

Joe Hottinger:
Unser Tourmanager/Tontechniker Mike Mahar legt nachts im Bus immer Jazzplatten auf. Er hat in seiner Collegezeit einen Jazzsender betrieben und kennt daher all diese alten Künstler. Alles 40er, 50er und 60er Jahre. Alles Live-Improvisation. Die Jungs spielen einfach drauf los, egal welches Instrument. Dieser Kram inspiriert mich so sehr. Wenn ich mir das anhöre und wie sie variieren, was sie daraus machen und wie sie phrasieren, dann ist das genau das, worauf ich im Moment beim Gitarrenspiel stehe. Ich will kein Jazzspieler sein.

Evan Ball:

Nein-

Joe Hottinger:
Ich habe keine Musiktheorie im Kopf oder im Blut. Ich spiele nur nach Gefühl, aber ich mag die Rhythmen und die Phrasierung und ich stelle mir gerne ihre Melodien vor und was sie sagen und wie sie es sagen. Das sind die großen Zusammenhänge, auf die ich stehe. Ich höre eine Menge FIP und FIP-Jazz.

Evan Ball:
Okay, das werde ich mir mal ansehen. Hey, wie sieht dein Gitarren-Training im Moment aus? Ist das getrennt vom Üben mit der Band? Oder übst du hauptsächlich durch das Schreiben und Spielen von Halestorm-Songs?

Joe Hottinger:
In letzter Zeit bin ich ein bisschen eingerostet. Ich spiele gerade ein Solo für den Song meines Freundes.

Evan Ball:
Okay [Durcheinandergerede 00:46:36]-

Joe Hottinger:
Er hat es mir gestern geschickt und in den letzten zwei, drei Wochen habe ich nicht mehr so viel gespielt. Ich weiß gar nicht, warum, aber ich dachte: „Oh Mann, ich wette, ich werde…“ Weißt du, wenn du dein Talent nicht pflegst, verlierst du es. Man kann es zwar wiedererlangen, aber es gibt eine Eingewöhnungsphase. Wenn du ein paar Tage pausierst, verlieren deine Finger das Flüssige, das Gefühl. Ich habe nicht allzu viel geübt, sondern nur geschrieben. Die Songs fertig gemacht. Ich habe nicht daran gearbeitet, meine Licks aufrechtzuerhalten.

Joe Hottinger:
Gestern Abend hab ich das Solo arrangiert und bin so gut es ging durchgekommen, aber ich hab meinem Kumpel auch gesagt: „Hey, Mann. Ich bin im Moment etwas eingerostet. Ich habe das gestern Abend ungefähr 30 Mal durchgespielt, aber ich fühle es heute einfach nicht. Ich hab‘s noch nicht richtig drauf. Es wird noch ein paar Tage dauern, bis ich es richtig kann. Ich muss meine Finger erst wieder in Form bringen.“ Ich freue mich darüber, dass er mich darum gebeten hat, aber im Moment bin ich beim Üben nicht ganz bei der Sache. Ich bin immer wieder unkonzentriert. Wie bei TrueFire, wo man sich hinsetzt und ein paar Stunden damit verbringt, die feinen Nuancen und das richtige Gefühl zu finden. Im Moment bin ich nicht in diesem Element. Ich glaube, ich werde wieder zu ein paar Brothers-Platten jammen, um meine Licks wieder zu verbessern. Wenn ich Lust habe, mich wieder in so etwas zu vertiefen, werde ich das tun, aber...

Evan Ball:
Wie sieht es aus, wenn du und Lzzy schreibt? Seid ihr üblicherweise im selben Raum? Oder ist es so, dass du dir ein Riff ausdenkst und es dann an sie weitergibst?

Joe Hottinger:
Es ist alles möglich. Wir schreiben zusammen. Sie schreibt immer. Sie gehört zu den Leuten, die einfach ständig schreiben, weißt du?

Evan Ball:
Schreibt sie [Überschneidung 00:48:15] Melodien, während sie sich gleichzeitig Akkorde ausdenkt? [Überschneidung 00:48:18]-

Joe Hottinger:
Oh ja [Durcheinandergerede 00:48:18]-

Evan Ball:
Akkorde?

Joe Hottinger:
Sie ist gut an der Gitarre. Sie hat ein kleines Gitarren-/Gesangs-Rigg. Sie hat eine Menge Songs geschrieben. Sie ist in erster Linie Pianistin, deshalb schreibt sie viel auf dem Klavier. Jetzt schreibt sie einen Haufen auf der Gitarre, um Abwechslung zu haben. Ich habe hunderte von... Vielleicht ist es nur ein Riff, manchmal sind es ganze Instrumentalsongs. Ich denke mir gerne Titel aus. Was die Texte angeht, bin ich kein großer Texter. Sie ist es, die es letztendlich singt, verstehst du?

Evan Ball:
Ja, ja.

Joe Hottinger:
Ich überlege mir gern: „Wie würde Lzzy dies oder jenes sagen?“ Oder: „Was ist ein Konzept, über das Lzzy sprechen würde?“ Und das dann mit ihr zu besprechen. Zum Beispiel: „Oh, hier ist eine Zeile oder eine Idee.“ Oder auch nur ein Titel. In letzter Zeit stehen wir auf Ein-Wort-Titel. Sie hat es echt drauf, wie [Überschneidung 00:49:08]-

Evan Ball:
Ist das mit einer musikalischen Idee verbunden [Überschneidung 00:49:09]? Oder nicht unbedingt?

Joe Hottinger:
Manchmal, manchmal nicht. Ich mag die größeren Zusammenhänge, weißt du?

Evan Ball:
Mm-hmm (bejahend).

Joe Hottinger:
Wir müssen das so sehen, und das ist etwas, was wir versuchen, besser zu machen. Wir haben echt ein paar dämliche Songs geschrieben, die auf einigen Platten gelandet sind. Wo man einfach nur etwas Dummes sagt, was nichts bedeutet. Da steckt nichts hinter. Bands sind so interessant, vor allem Sänger und quasi ihre Charaktere. Die guten sind fast wie Zeichentrickfiguren in ihrem... Wie Slash, du kannst seine Silhouette sehen und weißt, dass es Slash ist, weißt du?

Evan Ball:
Ja.

Joe Hottinger:
Einfach diese Vorstellung von einem starken Charakter. Lzzy ist so ein starker Charakter. Sie ist eine wilde Hardrock-Frontfrau, die sich den Arsch abschreit und eine Explorer spielt. Das ist großartig. Was würde sie sagen? Diese Art von Ideen gehören zu den großen Konzepten. Sie setzt sich mit einigen meiner Riffs und Instrumentals hin. Ich programmiere Schlagzeug und Bass und mache vielleicht etwas Orgel oder Synthesizer-Kram, weißt du? Ich mag...

Evan Ball:
Hm-hm.

Joe Hottinger:
Ich baue dieses große Bett. Sie setzt sich hin und singt darauf, oder wir denken uns gemeinsam eine Melodie aus, oder ich nehme einige